: Das ganze Gehirn
Meine Oma ist gerade 90 geworden. Sie schreibt nie etwas auf. Termine müsse man sich eben merken, meint sie. So weit bin ich noch nicht. Ich vergesse alles. Aber Jugenddemenz muss nicht sein. Unter www.hjp-multimedia.de/GT/gt.htm gibt es Gehirntraining online. Ziel des Programms ist es, die linke (analytische) und die rechte (fantasievolle) Gehirnhälfte zu verknüpfen. Das geschieht in sechs Schritten: Ziffern einprägen, Fremdwörter merken, Zahlen suchen, Zitate einprägen, Unterschiede erkennen, Gesichter und Namen merken. Es ist gar nicht so leicht, sich zum Beispiel sechs Fremdwörter samt genauer Schreibweise einzuprägen. Am besten, man findet in kindliche Denkstrukturen zurück und baut prächtige Eselsbrücken.
Bei dem schönen lateinischen Wort putare (glauben) könnte die Assoziation „Der Puter glaubt noch an ein Leben nach Weihnachten“ heißen. Peinlichkeit gar nicht erst aufkommen lassen – die Gedanken sind schließlich frei. Das macht Spaß und ist angenehm schwierig, und die Schreiber des Programms wissen, wann man dieser mäßig anstrengenden Beschäftigung nachgeht. „Was war los? Ist der Chef reingekommen?“, fragt die virtuelle Lehrerin, wenn man die Übung mittendrin abbricht. Und da hat sie dann wohl meist Recht. Zugegeben, das Ganze hat was von der Kinderseite in der Wochenendzeitung. Aber sucht nicht jeder manchmal noch die sieben Unterschiede?ameier@taz.de
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