Verlagshäuser verrechnen sich

Zeitungskonzerne beteiligen sich am NS-Zwangsarbeiter-Entschädigungsfonds – mit weitaus weniger als erhofft

10 Milliarden Mark sollen es werden, bis jetzt sind es 3,1. An der Stiftungsinitiative der deutschen Wirtschaft zur Entschädigung von NS-Zwangsarbeitern haben sich neben rund 3.000 anderen Unternehmen auch 7 große deutsche Verlagshäuser beteiligt (die taz berichtete). Insgesamt soll eine Summe von 10 Milliarden in den Entschädigungsfonds fließen, Bund und die Wirtschaft übernehmen je die Hälfte.

Die Stiftungsinitiative hatte die Unternehmen dazu aufgerufen, die überlebenden Opfer des NS-Zwangsregimes mit einem Promille ihres Jahresumsatzes zu unterstützen. Von den ehemaligen KZ-Insassen und Zwangsarbeitern leben noch etwas anderthalb Millionen, denen die Zahlungen nun, 55 Jahre nach Kriegsende, zugute kommen sollen.

Bei der gemeinsamen Initiative der Verlagshäuser Axel Springer/Ullstein, Burda, Frankfurter Allgemeine Zeitung, Frankfurter Rundschau, Süddeutsche Zeitung, der Verlagsgruppe Georg von Holtzbrinck und der WAZ Mediengruppe sind bis jetzt allerdings nur 5 Millionen Mark zusammengekommen. Der Holtzbrinck-Verlag allein hatte 1999 einen Jahresumsatz von 4,14 Milliarden Mark, ein Promille davon entsprächen also bereits über 4 Millionen Mark. Die Betriebsleistung des Burda-Verlags lag 1998 bei über 2,5 Milliarden, und Springer erwirtschaftete im vergangenen Jahr 5,2 Milliarden.

Wer anteilig wie viel gibt, und warum der Forderung nach einem Promille anscheinend nicht Folge geleistet wurde, darüber wollten die Verlagssprecher ausdrücklich keine Auskunft geben. Herr Filus aus der Geschäftsleitung der Frankfurter Rundschau: „Ich möchte Ihnen keine Details nennen.“ Edda Fels, Springer-Verlagssprecherin: „Die unterschiedlichen Beträge richten sich nach der Größe der Verlage“, mehr kann auch sie nicht sagen. Und der Geschäftsführer des Holzbrinck-Verlages ist zu diesem Thema gar nicht erst zu sprechen.

In welcher Form die Zahlungen erfolgen werden, ist ebenfalls noch unklar. Dem Sprecher der Stiftungsinitiative, Wolfgang Gibowski, liegt „noch keine formelle Beitrittserklärung der Verlagshäuser vor“.

Die freiwillige Initiative soll „einen eigenen Beitrag zur Aussöhnung der Völker und zu einem dauerhaften Rechtsfrieden“ leisten“. JENNI ZYLKA