Mit Aufklärung gegen Aids

Unicef-Jahresbericht analysiert Hindernisse beim Kampf gegen Immunschwäche

BERLIN taz ■ Über 96 Prozent der Jugendlichen in Bangladesch wissen nicht, wie sie sich vor Aids schützen können. Besonders prekär ist das Wissensdefizit in den Entwicklungländern bei heranwachsenden Frauen: 83 Prozent der Mädchen im Tschad ist unbekannt, dass eine HIV-infizierte Person gesund aussehen kann.

Der gestern vom Kinderhilfswerk der Vereinten Nationen Unicef in Berlin vorgestellte Jahresbericht stand ganz im Zeichen von Aids. Aus den verheerenden Statistiken, die von Unicef veröffentlicht wurden, geht hervor, dass in Südostasien und Nordafrika eine wirksame Aids-Prävention an der mangelnden Aufklärung scheitern muss. Dass es mit der Aufklärung im südlichen Afrika etwas besser aussieht, liegt im Wesentlichen daran, dass dort bereits über 15 Prozent der Bevölkerung infiziert sind, so Dietrich Garlichs, der Geschäftsführer von Unicef Deutschland.

Er bestätigt damit, was den anderen Entwicklungsländern bevorsteht, wenn die Aids-Aufklärung nicht sofort intensiviert wird. In diesem Zusammenhang kritisierte Garlichs den viel gescholtenen südafrikanischen Präsidenten Mbeki, der die Pharmaindustrie beschuldigt, Afrika ungenügend mit erschwinglichen Medikamenten zu versorgen: „Mbekis Argumentation soll wohl nicht zuletzt das Versagen seiner Regierung überdecken.“

Im südafrikanischen Durban, wo der Bericht anlässlich der Welt-Aids-Konferenz zeitgleich veröffentlicht wurde, forderte Unicef-Direktorin Carol Bellamy im Kampf gegen Aids Anstregungen, wie es sie bisher in der Geschichte der Menschheit noch nicht gegeben habe. Nach Schätzungen der UN müssten jährlich 2 bis 3 Milliarden Dollar zur Eindämmung der Epidemie aufgebracht werden. 1998 belief sich der Betrag aber nur auf 300 Millionen Dollar. NICHOLAS KÖRBER