Gesetzesfromm
: Zehn Polizeigebote

■ Bremer Künstlerin schafft Piktogramme fürs Bremer Polizeipräsidium

Auf den Schreibtischen im neuen Bremer Polizeipräsidium sind die Zehn Gebote allgegenwärtig. Die Künstlerin Maike Hartwig hat Schreibblöcke mit entsprechenden Piktogrammen bedrucken lassen. Dazu hängen die eingängigen Symbole im Eingangsbereich des Präsidiums im Großformat an einer weiß getünchten Wand. „Die biblischen Fragen nach Sünden, Geboten und Tugenden sind hier besonders brisant“, kommentiert die Malerin und Meisterschülerin der Bremer Hochschule für Künste das ungewöhnliche Projekt am ungewöhnlichen Ort.

Die stilisierten Darstellungen sind eine von 15 Arbeiten, die auf Initiative der Bremer Künstlerförderung für das Präsidium entstanden sind. Die Objekte seien schon jetzt Gegenstand von Diskussionen, lobt Polizeipräsident Rolf Lüken. Kritik bleibt nicht aus. Einige Beamte wehren sich gegen die Schreibblöcke. Sie befürchten Sticheleien von Kollegen durch Notizen auf fliegenden Zetteln mit dem Symbol für das sechste Gebot „Du sollst nicht Ehe brechen“.

Maike Hartwig will die Zehn Gebote in die Alltagskultur übersetzen, ohne als Moralapostel aufzutreten. Die Regeln hätten zwar religiösen Ursprung, sagt die Künstlerin, die gerade als Bremer Stipendiatin in Paris arbeitet. Die Frage nach der Bedeutung könne sich aber auch jeder nicht-religiöse Mensch jederzeit stellen und beurteilen, ob sie ihm zeitgemäß erscheinen.

Das zweite Gebot „Du sollst dir kein Gottesbild machen“ ist genial einfach umgesetzt: Das Piktogramm zeigt einen Rahmen ohne Inhalt. Das erste Gebot „Ich bin der Herr, dein Gott“ ist schwieriger zu erkennen. Auf der Spitze einer Pyramide thront ein strahlendes Licht. Einfacher ist wieder das achte Gebot „Du sollst nicht stehlen“, das eine zupackende Hand symbolisiert.

„Unserer Jury wurden die Piktogramme in bunter Folge vorgelegt. Die meisten haben wir verblüffend schnell erkannt“, erinnert sich Rose Pfister von der Künstlerförderung. „Mir geht es um die Kraft der Zeichen“, betont Hartwig. „Die Symbole drängen sich nicht auf, sie fließen langsam in das Bewusstsein ein. Wer sie ansieht, muss die Zehn Gebote nicht gleich auswendig können. Aber man merkt sie sich, auch wenn man es gar nicht vorhat“, sagt die Künstlerin, deren Werk im September in der Berliner Zionskirche zu sehen ist. Jeti/epd