Mit der Sonne an die Börse

In der Solarbranche mischen zunehmend auch „konventionelle“ Anbieter mit. Neueinsteiger haben es schwer. Die Solarpraxis unterstützt ambitionierte Unternehmen technisch und beim Marketing

von CHRISTOPH RASCH

„Nein, als Start-up-Unternehmen sehen wir uns bestimmt nicht“, sagt Kay Neubert auf dem schicken Dachgarten der Firmenzentrale in Mitte, „wir wollen ja nicht über Nacht reich werden, sondern unser Unternehmen langsam aufbauen.“ Unter ihm liegt eine modern eingerichtete Büroetage, in der – auch – ambitionierte Multimedia-Produkte entstehen. Der 30-Jährige ist seit Ende April „Vorstand“, und die Firma, an der er zu über 40 Prozent beteiligt ist, eine Aktiengesellschaft.

Die sperrige Röhren-Anlage auf dem Dach klärt über die Branchenzugehörigkeit auf: die „Solarpraxis Supernova AG“ sieht sich als Bindeglied in der Sonnenenergiebranche, als „einmalige“ Kombination aus Ingenieurbetrieb und Werbeagentur auf dem Feld der Solarthermie. Zum Dienstleistungsangebot der Firma gehört die Produktentwicklung ebenso wie Schulungsveranstaltungen, die Veröffentlichung von Publikationen und der Werbe- und Marketingbereich. „Industrienahe Ingenieur- und Kommunikations- und Werbedienstleistungen“, so wird das Portfolio im Firmendeutsch umrissen.

Ursprünglich sollte sich die kreative Komponente auf die Gestaltung von Montageanleitungen beschränken, doch der Grafikbereich expandierte schneller als erwartet. „Alles aus einer Hand“ ist seitdem das Motto: Werbeprospekte gehören genauso wie Bau- und Planungsanleitungen und umfangreiche Fachpublikationen zum Leistungsspektrum der vor zwei Jahren gegründeten Solarpraxis. „Wir stellen unseren Kunden unser technisches Know-how und unsere Kenntnis des Marktes im Paket zur Verfügung“, sagt Neubert. Unter den 15 Mitarbeitern arbeiten je ein halbes Dutzend Kommunikationsexperten mit Ingenieuren zusammen.

Ein erfolgreiches Konzept. Nachdem die Firma 1999 800.000 Mark umsetzte, wird für dieses Jahr ein Umsatz von 1,8 Millionen Mark angepeilt. Ein halbes Dutzend Firmen-Stammkunden hat die Solarpraxis mit diesem „Rundum-Angebot“ bereits gewonnen. „Eine Firma, die eine Solar-Abteilung aufbaut, hat oft kaum die Kapazitäten, dafür noch zusätzlichen Werbe- oder Serviceaufwand zu betreiben“, sagt Kay Neubert. Für die Kunden der Kunden – die Endverbraucher – hat Solarpraxis deshalb sogar ein eigenes Call-Center eingerichtet, wo die Käufer der Produkte Rat bei ausgebildeten Experten finden können. Bei den Kundenfirmen komme die Auslagerung des technischen Supports gut an, berichtet Neubert.

Solarpraxis wendet sich nun verstärkt den Konsumenten zu, vor allem in seinen Publikationen auf Papier, CD-ROM oder im Internet. „Bislang war die Solar-Literatur eher für Fachleute oder Nutzer, die ihre Anlage selber bauen wollen, gemacht“, sagt Kay Neubert. Das neue Buch „Fotovoltaik – Strom ohne Ende“ wendet sich daher erstmals auch an Privatnutzer. Der Praxisleitfaden (240 farbige Seiten, 29,80 Mark) enthält etwa Preisdiagramme, die eine Kostenschätzung für den Einbau einer Solaranlage erlauben.

Privatkunden, bei denen bereits eine Heizungsanlage vorhanden ist, wird in speziellen Info-Blättern erklärt, wie diese durch Solartechnik ergänzt werden kann. So kann eine vorhandene Therme für die Warmwasserbereitung neben der Solaranlage benutzt werden, wenn ein Speicher mit zwei Wärmetauschern installiert wird, empfiehlt etwa der Solarpraxis-Prospekt.

„Bislang gab es nur ein Entweder-oder, weil ein Heiztechnikhersteller ungern die Produkte seiner Konkurrenten nennt“, erklärt Neubert. Die Mittlerposition von Solarpraxis erlaube hier den Blick über den Tellerrand.

Und den will man noch erweitern. Seit einem dreiviertel Jahr arbeitet Solarpraxis an der bislang größten bundesweiten Marktstudie, die im Herbst erscheinen und vor allem „für die Entscheider der Branche“ von Interesse sein soll. Das Marktimage und die Arbeitsstrukturen der Solarfirmen werden in der Studie analysiert.

„Der Zug für Neueinsteiger in die Branche ist inzwischen abgefahren“, schätzt Neubert. Zwar bewegt sich die Solarbranche nach seiner Einschätzung „auf sehr hohem Niveau“. Und noch immer seien hier „zwanzigprozentige Wachstumsraten“ für die Firmen zu erzielen, die bereits mitmischen. Doch mehr und mehr Hersteller aus dem „konventionellen“ Sanitär- und Baubereich drängen mittlerweile auf den noch immer relativ kleinen Markt.

„Die Euphorie ist nicht so groß wie in der Internet-Branche, aber vorhanden“, sagt er. „Als großes unternehmerisches Risiko“, sagt er, „wird der Einstieg ins Solargeschäft jedenfalls nicht mehr gesehen.“ Sein Ausblick: „Zumindest einige der Konzepte werden erfolgreich sein.“

Weitere Infos bei der „Solarpraxis Supernova AG“, Telefon 28 38 75 31 oder unter www.solarpraxis.de