Die Mannschaft ist längst nicht alles

Das Team Telekom ist bei dieser Tour de France nicht schwächer als 1997, der damalige Sieger Jan Ullrich schon

BRIANÇON dpa ■ Teamwork ist alles bei den Individualisten im Radsport. „Ohne eine starke Mannschaft ist keine Tour de France zu gewinnen“, sagt Jan Ullrich. „Im Kampf Mann gegen Mann hat niemand gegen Lance Armstrong eine Chance“, hatte Tour-Direktor Jean-Marie Leblanc schon in den Pyrenäen erkannt. Der 29-jährige Texaner ist bei der Tour 2000 mit Abstand der stärkste Einzelkämpfer. Da kann ihm zur Zeit auch Ullrich nicht das Wasser reichen, wie in den Pyrenäen, am Mont Ventoux und auch auf der ersten Alpen-Etappe am Samstag zu sehen war.

Mannschaften arbeiten für ihre Kapitäne oft im Verborgenen. „Wer weiß denn, wie oft wir ihm Windschutz geben?“, fragte Udo Bölts nach der Etappe nach Briançon, auf der Ullrich zwar wieder Schwächen am letzten Anstieg zeigte, mit einem milde gestimmten und ebenfalls stark erschöpften Armstrong im Ziel nach 249,5 km bei zum Teil heftigen Alpenstürmen aber wenigstens in der Zeitmessung des Tages gleichziehen konnte.

In der inoffiziellen Mannschaftswertung zwischen Telekom und dem Armstrong-Team US-Postal steht es Unentschieden. Auch wenn die Amerikaner im Mannschaftszeitfahren von St. Nazaire 42 Sekunden besser waren und sich Tyler Hamilton und Kevin Livingstone als Helfer bisher mehr in Szene setzen konnten als Bölts und der Telekom-Neuling Alexander Winokurow (Kasachstan). Am Izoard ackerte am Samstag die ganze Mannschaft für Armstrong. Dafür hatte der Toursieger von 1999 in der entscheidenden Phase keinen seiner Leute mehr neben sich. An Ullrichs Seite leistete noch Giuseppe Guerini Hilfe für seinen Kapitän.

„Die Mannschaft funktioniert, nur Jan ist eben nicht der von 1997. Außerdem ist Armstrong so unglaublich stark“, lautete vor der gestrigen 15. Etappe über den Galibier und Madeleine nach Courchevel (nach Redaktionsschluss beendet) die kurze Analyse des Telekom-Teamleiters Walter Godefroot. „Unser Team ist genauso stark wie 1997“, sagte auch Routinier Bölts. Vielleicht fehlt Ullrich in gewissen Situationen doch die Erfahrung eines Bjarne Riis, der vor drei Jahren noch dabei war. Inzwischen sitzt der dänische Toursieger von 1996 auf dem Altenteil in der Toskana, wird aber als „Berater“ noch auf der Gehaltsliste der Bonner geführt. Bei der Tour hat Riis bisher noch nicht vorbeigeschaut.