Kein guter Tag für das Team Telekom

Der Italiener Marco Pantani gewinnt die 15. Etappe der Tour de France, Jan Ullrich fällt zurück

BERLIN taz ■ „Zur Zeit verkauft sich unser Trikot in Spanien wie warme Semmeln“, sagt zufrieden Vicente Belda, Chef des Radsportteams Kelme. „Ich würde schätzen, 50 Prozent mehr als das der anderen Mannschaften. Wir sind in Mode“, fügt er hinzu. In der Tat. Auch gestern auf der schweren 15. Etappe der 87. Tour de France über die Alpenriesen Galibier und Madeleine hinauf nach Courchevel prägte die spanische Mannschaft das Rennen, doch zu einem Etappensieg wie am Samstag in Briançon durch den Kolumbianer Santiago Botero oder auf der 10. Etappe in den Pyrenäen durch Javier Otxoa langte es diesmal nicht.

Der Tag gehörte dem Italiener Marco Pantani, der dafür sorgte, dass sich sein Trikot noch einmal ordentlich in Italien verkauft, bevor dort im Herbst sein Dopingprozess beginnt. Beim Aufstieg nach Courchevel trat Pantani an und nur Lance Armstrong, der unerschütterliche Mann im Gelben Trikot, sowie der spanische Kelme-Fahrer Roberto Heras vermochten ihm zu folgen. Bittere Momente für Jan Ullrich, der nicht nur Armstrong und die letzten Hoffnungen auf den Tour-Sieg in diesem Jahr sausen lassen musste, sondern auch den Anschluss zu anderen Konkurrenten um Rang zwei verpasste. Wenige Kilometer vor dem Ziel konnte Pantani endlich auch einmal Lance Armstrong abschütteln und war diesmal nicht, wie am Mont Ventoux, auf die Gnade des Amerikaners angewiesen, um seinen zweiten Etappensieg zu landen.

Lance Armstrong kam 50 Sekunden später ins Ziel, was ihm nicht weh tat, doch Jan Ullrich traf mit schwerem Tritt erst 3:22 Minuten nach dem Sieger ein. Sein Rückstand gegenüber dem Texaner beträgt nun 7:26 Minuten, den zweiten Rang in der Gesamtwertung konnte er gerade noch verteidigen. Ganze zwei Sekunden liegt er vor dem spanischen Tour-Neuling Joseba Beloki von Festina, jenem Team, das der Tour vor zwei Jahren so viel unwillkommene Publicity geliefert hatte.

Doch auch andere Rivalen wie die Kelme-Leute Heras und Botero sowie natürlich Marco Pantani sind dem Tourgewinner von 1997 mächtig auf die Pelle gerückt. Sie werden versuchen, auf der heutigen letzten schwierigen Alpen-Etappe nach Morzine weiteren Boden auf den Telekom-Fahrer gut zu machen, dem dann das Zeitfahren am Freitag bleibt, um letzte Schadensbegrenzung zu betreiben. MATTI