Viele bunte Äpfel für die kleinen Hacker

Computerfirma ernennt Spandauer Grundschule zur „Apple Distinguished School“. Geräte und Fortbildung für die Lehrer gibt es umsonst. Die Firma hofft, dass Schulen und Schüler auch zukünftig kräftig bei ihren Produkten zubeißen

Die vier Jungs sitzen am Fenster und suchen fleißig auf ihrem bunten Laptops nach den Tasten. Die meisten von ihnen sind gerade in einem Harry-Potter-Chatroom im Internet. Der ist derzeit der Hit in der Klasse: Endlich könne man mal mit den Klassenkameraden quatschen, ohne dass die wissen, wer man ist, erklärt Pauline. Die Zwölfjährige sitzt getrennt von ihren Mitschülern der 6c im Computerraum der Spandauer Astrid-Lindgren-Schule und genießt völlige Anonymität.

Die meiste Zeit werden die Rechner aber nicht genutzt, um auf dem neuesten Stand der Technik Briefchen auszutauschen, sondern um zu lernen. Die Antwort auf Fragen etwa im Fach Biologie – zum Beispiel nach der Anzahl der Krallen eines Meerschweinchens – dürfen die Schüler sich im Internet zusammensuchen. In vielen Unterrichtsstunden kommen Computer und Internet inzwischen zum Einsatz, sagt Pauline glücklich. „Die Kinder erfahren dabei aber auch, dass es manchmal viel schneller ist, einfach in einem Biobuch nachzuschauen“, erklärt Thomas Kahlki. Der Klassenlehrer der 6c hatte vor einigen Jahren mit einer Bewerbung bei der Aktion „Schulen ans Netz“ die Kontakte mit der Computerfirma Apple hergestellt. Vor allem seiner Initiative hat die Astrid-Lindgren-Schule den hauseigenen Computerboom – 35 neue Rechner besitzt die Grundschule – und ihren einzigartigen Status in Berlin zu verdanken. Sie ist die einzige Apple Distinguished School (ADS) in Deutschland und seit gestern auch Sitz des einzigen Teacher Development Centers (TDC). Was das bedeutet?

Das sei eigentlich „wahnsinnig kompliziert“, meint Mascha Kleinschmidt-Bräutigam, etwa genau so, wie man sich das bei einer Zusammenarbeit von Schulamt, Lehrern und Computerfirmen erwarten kann. Sie selbst ist seit gestern nicht nur Abteilungsleiterin vom Institut für Lehrerfortbildung und Schulentwicklung (BIL), sondern auch Leiterin des TDC in Deutschland.

TDC soll eine Gruppe von engagierten Lehrern zusammenstellen, die ihr Wissen und Ideen für den Einsatz von Computern im Unterricht an Kollegen weitergeben. Dafür stellt das Institut für Fortbildung eine halbe Stelle zur Verfügung, die die Arbeit koordinieren soll. Das Schulamt stellt Lehrer an der Astrid-Lindgren-Schule im Rahmen von einer halben Stelle vom Unterricht frei, damit sie Lehrveranstaltungen an Schulen abhalten können. Schließlich finanziert Apple mehrere Fortbildungen jährlich für Thomas Kahlki und einen weiteren Pädagogen und stellt eigene Untersuchungen und Unterlagen zur Verfügung. Das Projekt ist auf europäischer Ebene angelegt: So soll es nach Plänen der Computerfirma in jedem Land einmal eine ADS-Schule und und eine TDC geben. Derzeit existieren solche in Belgien, Schweden und Schottland – ein Austausch der Erkenntnisse ist Kern des Programms.

Ein Drittel des Umsatzes, rund vier Milliarden Mark, mache Apple im Schulwesen, begründet Peter Dewald, Deutschland-Chef von Apple, das Engagement. Offensichtlich will er Schüler und Schulen auf seine Produkte fixieren. Denn, so Dewald, schließlich werde es nicht immer so bleiben, dass die Hersteller ihre Produkte verschenken. BERT SCHULZ