Kein Zurück mehr für die Kanzlerbahn

Nachdem Verkehrssenator Peter Strieder seinen Widerstand gegen die U-5-Verlängerung aufgegeben hat, sollen noch in dieser Legislaturperiode die entscheidenden Pflöcke gesetzt werden. Fertigstellung soll in acht Jahren sein

Bereits in dieser Legislaturperiode soll die Verlängerung der U 5, die so genannte Kanzlerlinie, so weit vorangebracht werden, dass niemand mehr zurück kann. Das wurde gestern aus der Verkehrsverwaltung bekannt. Dem umstrittenen Bau der U 5 steht nach dem Steuercoup des Regierenden Bürgermeisters Eberhard Diepgen (CDU) also nichts mehr im Weg. Ob die U-Bahn allerdings wie geplant im Jahr 2006 fertig ist, bleibt fraglich.

Die Verkehrsverwaltung setzt jetzt auf eine gründliche Planung für den Bau des zweiten Abschnitts zwischen Brandenburger Tor und Alexanderplatz. Zunächst brauche man noch etwa ein Jahr Planungszeit, sagte gestern die Sprecherin von Verkehrssenator Peter Strieder (SPD), Petra Reetz. Danach könnten die Vorarbeiten, ein Jahr später die richtigen Bauarbeiten beginnen. Dafür müssten mindestens sechs Jahre veranschlagt werden. Realistisch sei eine Fertigstellung frühestens 2008.

Noch vor einer Woche sah es im Berliner Untergrund anders aus. Verkehrssenator Strieder, ein erklärter U-5-Gegner, hatte sich mit Bundesverkehrsminister Reinhard Klimmt (SPD) darüber verständigt, die U-5-Bundesmittel in andere Verkehrsprojekte umleiten zu dürfen. Mit den U-5-Landesmitteln wollte Strieder statt dessen die Sanierung des Olympiastadions bezahlen. Mit seiner Zustimmung zur rot-grünen Steuerreform hat Diepgen nun seine „Ich will alles und sofort“-Devise durchgesetzt. Der Bund zahlt das Olympiastadion allein, Strieders schärfstes Argument gegen die U 5 ist vom Tisch. Zudem hat Strieder Diepgen versprochen, den U-5-Bau nicht zu blockieren.

Der Bau der Kanzlerlinie wurde gestern von PDS und Grünen erneut als sinnlos kritisiert. Über die neue Entwicklung sind auch die Geschäftsleute an der Friedrichstraße wenig glücklich. Die Händler befürchten Umsatzeinbußen durch die Baustellen. Die Verkehrsverwaltung kramt indes alte Pläne aus der Schublade. Demnach soll aus der Baustelle ein Event gemacht werden. Die Tunnelarbeiten sollen auf großen Bildschirmen übertragen werden, um Touristen anzulocken. Reetz: „Herr Dussmann kann ja ein paar U-Bahn-Bücher mehr ins Regal stellen.“ RICHARD ROTHER