Space Park beamt Pier 2 weg

■ Macher des Pier 2 befürchten Aus durch Großbaustelle Space Park / Vom Wirtschaftsressort kommen nur lauwarme Beruhigungsfloskeln / Geplante Messehalle 7 steigert die Konkurrenz

Wenn der Space Park erst einmal da ist, dann wird alles besser – auch für das Pier 2. Wirtschaftssenator Josef Hattig (CDU) sieht rosige Zeiten und „positive Effekte“ auf die Veranstalter am äußersten Eck des ehemaligen AG-Weser-Geländes zukommen: größere Attraktivität, eine bessere Verkehrsanbindung, mehr Besucher womöglich. „Das kann sogar sein“, kommentiert Pier-2-Geschäftsführer Heiner Hellmann den senatorischen Optimismus. „Wenn wir die Bauarbeiten überleben.“

Bis Herbst 2002 soll in direkter Nachbarschaft der alten Schiffbauhalle das 980-Millionen-Ding „Space Park“ aus dem Boden gestampft werden. Hellmann sieht in der mit rund 280 Millionen Mark subventionierten Großbaustelle eine Bedrohung für seine Veranstaltungshalle, die er mit zwei Mitgesellschaftern betreibt. Der Konflikt erhält seine besondere Note dadurch, dass der Pier-2-Mann in anderer Funktion schon jetzt von dem Riesenprojekt profitiert: Er ist gleichzeitig Geschäftsführer des Lichthauses, in dem sich die Space-Park-Planer eingemietet haben.

Trotzdem: „Auch wenn das Schlimmste verhindert wird, befürchten wir Einbußen. Und davon können wir nicht viele verkraften“, sagt der Geschäftsführer angesichts der gestarteten Space-Park-Arbeiten. Erste Veranstaltungen – wie die Tattoo-Convention – seien bereits abgesagt worden. Und: Lärmempfindliche Kunden hätten sich erkundigt, wann genau die Bauarbeiten beginnen – um nötigenfalls umzudisponieren.

Der aktuelle Baustellen-Einrichtungsplan zeigt warum: Direkt vor dem Haupteingang des Pier 2 befindet sich die Hauptzufahrt für den gesamten Baustellenverkehr. Daneben ist ein Bereich für den „Rückstau Lkw“ eingezeichnet. Auch ein mobiles Betonfertigteilwerk haben die Planer in unmittelbarer Nähe zum Pier 2 vorgesehen – sofern die entsprechende Firma vor Ort zu produzieren wünscht. Hellmanns Horror: 38-Tonner, die im Minutentakt vor dem Pier 2 entlangdröhnen, in zwei Schichten von 6 bis 20 Uhr – und zeitlich mit den Veranstaltungen kollidieren. Ursprünglich war auch die spätere Hauptanlieferungszone für den Einzelhandel an dieser Stelle geplant.

Doch damit nicht genug. Durch die Bauarbeiten droht die Halle, die Platz für 3.000 BesucherInnen bietet, die meisten ihrer ohnehin begrenzten Parkplätze zu verlieren. Über den Gröpelinger Fährweg wird ab August ein Halte- und Parkverbot verhängt, damit die Brummis allzeit freie Fahrt haben. „Wildes“ Parken auf der AG-Weser-Brache ist schon jetzt nicht mehr möglich. Hellmann zufolge wird entgegen anders lautender Ankündigungen überdies die Space-Park-Fläche direkt am Pier 2 keineswegs zuerst fertig gestellt, um abends als Parkplatz zu dienen. Insgesamt fühlt er sich in die Rolle des Bittstellers gedrängt – auch in der Frage der künftigen Nutzung von Space-Park-Stellplätzen.

Immerhin, man unterhält sich. Es gebe Gespräche, in denen „die Problemlage dargelegt und nach Lösungen gesucht werde“, heißt es von Seiten des Space-Park-Projektentwicklers, der Wiesbadener Köllmann AG. Die Leiterin der Unternehmenskommunikation, Karola Sommerey, gibt allerdings zu bedenken, dass „Herr Hellmann“ wohl auch Probleme habe, „wo wir kaum helfen können“, in der „Veranstaltungssituation“ nämlich. Ob sie damit die geplante Messe- und Veranstaltungshalle 7 auf der Bürgerweide meint? Auf die ist Hellmann nämlich tatsächlich nicht gut zu sprechen. „Die schielt auf unsere Kundschaft“, meint er.

Das Pier 2 mit seiner mittleren Größe hatte 1996 offenbar eine Marktlücke in Bremen geschlossen – bis jetzt. Im vergangenen Jahr wurden rund 120.000 BesucherInnen gezählt. Sie kamen zu Musikveranstaltungen, Kung Fu, Erotik oder Comedy. Auch die heimischen Stahlwerker versammeln sich in der alten Werkshalle im Gröpelinger Hafenbezirk. Öffentliche Zuschüsse erhielt das Pier 2 laut Hellmann nur in geringem Umfang: 200.000 Mark für ein Projekt, das mittlerweile fast vier Millionen Mark gekostet haben soll.

Nach einer kleinen Anfrage der Grünen in der Bürgerschaft und einem Nachhaken der SPD erläuterte der Senator für Wirtschaft und Häfen jetzt, was er darunter versteht, „den Belangen der Veranstaltungsgesellschaft Pier 2 in einem angemessenen Rahmen Rechnung zu tragen“: Für die Dauer der Bauarbeiten werde es Ersatzparkplätze unmittelbar an der Halle geben. Der Gröpelinger Fährweg werde durch ein Baustraßensystem entlastet, das Pier 2 durch die neue Getreidestraße zusätzlich an den Verkehr angebunden. „Besonders lärmintensive Baumaßnahmen“ seien nicht vorgesehen. Überdies werde es „in der Regel“ bei Abendveranstaltungen keinen Baustellenbetrieb mehr geben. Der Baudeputierte Michael Engelmann (SPD) will überdies erfahren haben, dass es kein Betonfertigteilwerk geben wird. Er sieht die Gespräche insgesamt auf „einem guten Weg“. Die Kollegen von der CDU loben gar das „sensible Vorgehen“ des Senators.

Pier-2-Geschäftsführer Hellmann indes traut dem Braten nicht. Es gebe keinerlei wirklich verbindliche Zusagen. Die angekündigten Ersatzparkplätze sind für ihn der berühmt-berüchtigte Tropfen auf dem heißen Stein. Hellmann befürchtet jetzt, dass die mit öffentlichen Mitteln subventionierte Konkurrenz auf der Bürgerweide die heimliche Gewinnerin sein könnte. Seine düstere Prognose: „Extrem miese Arbeitsbedingungen für das Pier 2, und gleichzeitig ist die Halle 7 fertig.“

Milko Haase