Ein resolut mütterlicher Typ

Ottilie Geschka, Generalsekretärin der CDU Hessen, will die Ferrero-Affäre selbst aufgedeckt haben

„Das wird eine Mischung aus Sacharbeit, Sozialarbeit und Betreuung.“ Knapp und treffend beschrieb Ottilie „Otti“ Geschka (60) zum Amtsantritt im März 2000 ihr neues Betätigungsfeld als Generalsekretärin der hessischen Union an der Seite von Roland „Pinoccio“ Koch. „Sozialarbeit“ ist mehr denn je angesagt. Geschka muss heute die erneut über alle Maßen aufgebrachte Öffentlichkeit in Hessen ruhig stellen – und die Oppositionsfraktionen im hessischen Landtag. Das eine Million Mark schwere „Küsschen“, das Ferrero der Union spendete, und das – wie all das andere Schwarzgeld aus der Schweiz – nie in einem Rechenschaftsbericht der Partei auftauchte, fordert die ganze Frau. „Aufklärungsarbeit“ leiste sie aktuell. Denn sie selbst habe doch mit einer entsprechenden Anfrage an die Staatsanwaltschaft, die alle CDU-Akten in der Geschäftsstelle der Partei in Wiesbaden beschlagnahmt hat, die Ferrero-Affäre erst aufgedeckt. Geschka offen. Geschka auf dem Schleudersitz.

Geschka gehört – wie auch Ruth Wagner (FDP) – dem von Ministerpräsident Koch ganz offenbar bevorzugten Typ der Politikerin an: dem resolut-mütterlichen. Sie ist examinierte Kinderkrankenschwester (1957) und Mutter von zwei Kindern im Alter von Roland. „Genau die richtige Ansprechpartnerin“, sagt Regierungssprecher Dirk Metz. Für Koch? Für alle in der Union „in dieser schwierigen Zeit“.

Zur regionalen Berühmtheit brachte es Geschka schon 1987, als CDU und FDP nach dem Auseinanderbrechen der ersten rot-grünen Koalition dieses Planeten die Neuwahlen gewannen. Sie wurde Staatssekretärin für Frauenfragen. Am Internationalen Frauentag brachte sie eine selbst gebackene Torte mit ins Amt. Andererseits verhinderte sie mit einem Machtwort die damals von der CDU befürwortete Schließung der Frauenhäuser in Hessen. Und sie wandte sich entschieden gegen Gewalt in der Ehe und machte sich für eine entsprechende Strafrechtsänderung stark. In der Abtreibungsfrage blieb sie dagegen Hardlinerin auf der Linie von Erzbischof Dyba. Pro familia und das Frankfurter Gesundheitszentrum setzte sie über Mittelkürzungen finanziell unter Druck.

Die Tochter eines Handwerkers aus Selters-Haintchen war 1993 die erste Oberbürgermeisterin in ganz Hessen. Und die erste Person mit einem Parteibuch der CDU, die in Rüsselsheim den Sprung an die Spitze der Stadtverwaltung schaffte. Nach der überraschenden Wahlniederlage 1999 zog sie sich wieder aus der Kommunalpolitik zurück. Roland Koch in Not hat sie wieder entdeckt. Kein ganz schlechte Wahl in diesen für die Union so schlimmen Zeiten. KLAUS-PETER KLINGELSCHMITT