22 Liegestütze für den Bund

In Hannover prüfte die Bundeswehr die ersten Frauen, die freiwillig zum Militär wollen. 15 von 21 kamen durch. Über blöde Männerwitze wollen die Ladys „einfach mitlachen“

HANNOVER taz ■ Deutschlandweite Premiere bei der Bundeswehr: 21 junge Frauen durchliefen gestern beim Zentrum für Nachwuchsgewinnung Nord in Hannover erstmals die Eignungsprüfung für den normalen Militärdienst an der Waffe.

Am Ende erwiesen sich zwölf Frauen als „gut geignet“ und weitere drei als „geeignet“ für den Waffendienst. Für die Note Drei hatten die angehenden Soldatinnen hintereinander 21 bis 22 Liegestütze zu absolvieren, drei weniger als ihre elf männlichen Mitbewerber. Nach einem Vorgespräch und einer ärztlichen Untersuchung, nach denen vier Frauen ausschieden, standen neben der Fitnessprüfung auch ein Wissenstest am Computer und ein regelrechtes Prüfungsgespräch auf dem Programm.

Obwohl das Gesetz über die Öffnung aller Laufbahnen für Frauen bisher nur ein vom Bundeskabinett verabschiedeter Entwurf ist, haben sich bundesweit bereits 600 junge Frauen für den bewaffneten Militärdienst beworben, davon 100 in Hannover. Zu Kampfverbänden wollen allerdings nur 20 Prozent der hannoverschen Bewerberinnen. Die Hälfte strebt nach Angaben des Leiters des Zentrums in Hannover, Oberst Hans-Joachim Gorontzi, in den Stabsdienst, weitere 10 Prozent in eine technische Ausbildung. Die 15 jungen Frauen, die die hannoversche Eignungsprüfung für Mannschafts- und Unteroffiziersdienstgrade gerade bestanden hatten, stellten gestern mittag alle Stationen ihres Tests noch einmal für die Fernsehkameras nach. Etwa die Hälfte der Bewerberinnen wollte in den Dienst an der Waffe, weil sie über Brüder, Väter oder Ehemänner bereits die Bundeswehr gut kannten. Die Hoffnung auf eine Berufsausbildung nannten andere als Motiv. Die Hälfte der Bewerberinnen hatte noch keinerlei Ausbildung.

Die 20-jährige Melanie Fülser aus Hamburg wollte bei der Bundeswehr etwa Panzerschlosserin lernen, weil sie im zivilen Leben keinen Ausbildungsplatz als Kfz-Mechanikerin bekommen hatte. Der 18-jährigen Sarah Otte hat der bestandene Eignungstest dagegen den Weg in den langjährigen „Traumberuf Soldat“ geebnet. Vor dem Schießen habe sie keine Angst, sagte die junge Frau. Soldat sei ein Beruf wie jeder andere, bei dem man aber etwas Besonderes für die Gesellschaft leiste. Bei den unter Rekruten oft üblichen schmutzigen Witzen will sie „einfach mitlachen“. Die Bundeswehr sei eben eine Männertruppe, und da müsse sie sich „schon anpassen“. Durch die Frauen werde sich „die Männerdomäne aber auch ändern“.

JÜRGEN VOGES