Gedenken am 20. Juli

Bei der Feierstunde für die Hitler-Attentäter fordert Bundestagspräsident Thierse mehr Zivilcourage

BERLIN afp ■ Bundestagspräsident Wolfgang Thierse (SPD) hat eindringlich dazu aufgerufen, schon den Anfängen von Extremismus entgegenzutreten. Bei der Feierstunde zum 20. Juli 1944 im Bendlerblock, dem künftigen Sitz des Verteidigungsministeriums, verwies Thierse vor allem auf extremistische Gefahren im rechten Milieu.

Vor 400 Vertretern der Regierung, des Parlaments und von Widerstandsorganisationen sagte Thierse: „Wenn in unserem Land Menschen zu Tode gehetzt werden, weil sie eine andere Hautfarbe haben, ist allerhöchste Wachsamkeit und entschiedenes Handeln gefordert.“ Sensibilität gegenüber neuen Gefahren sei keineswegs überflüssig geworden. Nie wieder dürfe sich eine schweigende Mehrheit nicht zuständig fühlen für das, was in Deutschland passiere.

Thierse warnte vor einer Umdeutung geschichtlicher Fakten. In der DDR sei beispielsweise aus einem ursprünglich ernst gemeinten Antifaschismus ein ideologisches Herrschaftsinstrument geworden. Auch im Westen sei der 20. Juli oft einseitig interpretiert worden. An der Veranstaltung nahmen auch Verteidigungsminister Scharping, Alt-Bundespräsident Richard von Weizsäcker sowie Bundesratspräsident Kurt Biedenkopf teil.