piwik no script img

■ Rosi Rolands Bremer GeschichtenChef-Chose in der Schieflage

Gewiss, in manchen Fällen führt Hartnä-ckigkeit zum Berufsziel. Manchmal auch der Mangel an Alternativen. Andere erreichen ihren Zweck, indem sie zur rechten Zeit am rechten Ort sind. Belege dafür gibt es genug. Nehmen wir nur mal die vielen Bremer, die den Sprung vom Stellvertreter nach vorne geschafft haben, als gäbe es irgendwo ein ungeschriebenes Gesetz, den Zweiten zwanghaft zum Ersten zu befördern. Ab in den Chefsessel, nach dem Motto, lieber den Spatz in der Hand als den Visionär im Ortsamt oder so. In dem Bereich wird die Tendenz nämlich besonders augenfällig – was für das zuständige Innenressort sogar ganz praktisch ist. Schließlich wird mit solchen Beförderungen des zweiten Mannes – von Frauen ist da nix bekannt – meistens auch noch der Stellvertreterposten erstmal eingespart. Schon deshalb konnte ich gar nicht glauben, dass die Chef-Chose ausgerechnet bei der VHS in eine ungewohnte Schieflage gekommen ist.

Das fing schon mit der öffentlichen Ausschreibung im April an. Seitdem wird auf Hochtouren ein VHS-Chef gesucht, als gäbe es im Haus nicht den zweiten Mann, der nach vorne will. Oder als sollte es dieses Mal tatsächlich um einen neuen Chef gehen – wo der Stellvertreter diesen Job doch schon seit Jahren kommissarisch macht und den Direktorentitel wirklich will. So sehr, dass er sich auch noch mal bewerben würde. Wie gesagt, wüsste ich nicht, dass unsere Kulturstaatsrätin Elisabeth Motschmann schon an der neuen Ausschreibung strickt, ich würde es nicht glauben.

Es soll also eine zweite Runde im Tauziehen um den VHS-Chefposten geben – als hätte die Belegschaft Gehör gefunden, wenn sie nach einem Visionär ruft. Oder doch wenigstens nach einer Person mit Führungsqualitäten. Den Schock, dass ausgerechnet die große Volkshochsschule, städtischer Eigenbetrieb, noch dazu nicht im ersten Durchlauf als Weiterbildungseinrichtung anerkannt wurde, haben manche Leute im Haus kaum verwunden, da kommt schon der nächste. Ausgerechnet während des laufenden Bewerbungsverfahrens versäumt es der hausinterne Anwärter, zum Fachtag des Deutschen Volkshochschulverbundes, seit langem erstmals wieder in Bremen, die eigenen Leute einzuladen. Die fragen sich jetzt, ob der geplante Bildungsurlaub für den Chef, „Zugang zum eigenen Kreativitätspotenzial“, wohl ausreicht, um den Mann für die nächsten Sparrunden und politischen Kämpfe fit zu machen.

Na, da sollen sie mal ihre besten Pädagogen ran lassen, findet Ihre Rosi Roland

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen