Socken fressende Maschinenmonster

■ Vom ultimativen Kick des wöchentlichen Waschmaschinen-Programms: Eine Schau über verknotete Kleidungsstücke und andere Bizarrerien des Reinigungsvorgangs

Farbige Aktion, prickelnder Seifenschaum statt Soap: Besser als das Programm der privaten Fernsehsender ist doch allemal das Programm im Fenster der Waschmaschine. Und kommunikativer ist der Waschsalon auch - zumindest im Kino. Aber auch die Bildende Kunst hat sich mit dem Waschen befasst, wie die Kuratoren Gudrun Bott, Rita Kanne und Stefan Rasche feststellten, als sie eine Wan-derschau zum Thema wash & wear zusammenstellten.

Fünf mal geht es in dieser Sommerausstellung im Kunsthausfoyer um die mythischen Maschinen, die schmutzig in sauber verwandeln, fünf andere Künstler befassen sich mit dem Thema Kleidung. Auch wenn die Waschmaschine die Wäsche manchmal quält oder gar einzelne Socken einfach auffrisst: So merkwürdig wie die zu plastischen Objekten verschlossenen Kleidungsstücke vom Frankfurter And-res Exner kommen sie doch seltenst wieder zum Vorschein.

Bei Axel Lieber wird die Waschküche gar zu einem surreales Kabinett, in dem er eine Durchdringung einer langen Herrenunterhose und eines Küchenhockers entdeckt hat. Dass die große Wand voller schwarzer Plastikbügel dagegen keine skurrilen Entwürfe zeigt, sondern solche, die allesamt irgendwo in Gebrauch sind, mag man Eric Lanz schon gar nicht mehr glauben.

Mit der Wahrnehmung spielt auch der Schwabe Thomas Raschke mit seinen Raumzeichnungen aus Eisendraht von Waschmaschine und Trockner; und sein Düsseldorfer Kollege Stefan Sous hat die Explosionszeichnung einer Schleuder aus einer technischen Anleitung genommen und dreidimensional im Raum konkretisiert. Auf soziale Zusammenhänge deuten die zum großen Raster zusammengestrickten Pullover von Christiane Haase aus Weimar, bilden sie doch eine unauflösbare Gemeinschaft. Zu einer solchen allerdings virtuellen Gruppe bindet die Rotterdamerin Klaar van der Lippe das Publikum mit ihrer Aktion „sharewear“: Wortspielerisch arbeitet sie an einem virtuellen Kollektivkörper, indem sie einen Satz Kleidung immer wieder ausleiht. Unterdessen wird die zurückgelassene Kleidung gewaschen und gebügelt – und die Entleiher sollen eine Spur hinterlassen durch eine Einnähung an versteckter Stelle.

Und damit dereinst die Archäologen auch ahnen, wie bedeutend uns die Waschmaschine war, hat der Düsseldorfer Marcel Hardung die typisch einäugigen Fronten in Waschbeton nachgegossen, wie einen Grabstein für das unbekannte Opfer des Waschzwangs.

Hajo Schiff

„wash&wear“, Kunsthaus Hamburg, Klosterwall 15, bis 11. September, Eintritt frei, Katalogbüchlein, 32 Seiten, broschiert, 10 Mark.