haushalt 2001: Kurth setzt auf das Prinzip Hoffnung
Finanzsenator Peter Kurth (CDU) hat den Haushalt 2001 erstaunlich geräuschlos verhandelt. Doch das ist auch schon sein größter Erfolg. Noch im vergangenen Jahr ließen Kultursenator Peter Radunski und Innensenator Eckart Werthebach den bereits ausgehandelten Haushaltskompromiss effektvoll platzen – es war schließlich Wahlkampf.
Kommentarvon DOROTHEE WINDEN
Sanft, aber unnachgiebig hat Kurth dafür gesorgt, dass die große Koalition auf Konsolidierungskurs bleibt. Der Haushalt 2001 gilt als der schwierigste der Legislaturperiode. Denn er muss das 3-Milliarden-Defizit des Jahres 1999 ausgleichen, das durch nicht realisierbare Vermögensverkäufe entstanden ist. Zudem bringt die rot-grüne Steuerreform Einnahmeausfälle von 1,2 Milliarden Mark mit sich.
Um den Ausgleich dieser Milliarde hat sich die große Koalition allerdings herumgemogelt. Die Milliarde soll nun durch zusätzliche Vermögensverkäufe ausgeglichen werden. Insgesamt sollen nächstes Jahr 5,5 Milliarden Mark durch den Verkauf von Tafelsilber eingenommen werden. Es ist aber sehr fraglich, ob dieses Ziel erreicht werden kann. Denn die 3 Milliarden Mark Defizit waren 1999 schließlich entstanden, weil sich die erhofften Verkäufe nicht realisieren ließen. Insofern bekämpft der Finanzsenator das Haushaltsloch mit einem untauglichen Mittel – mit dem Prinzip Hoffnung.
Kurth ist es jedoch gelungen, einige politische Konflikte durch kluge Kompromisse auszuräumen. Kleine Zugeständnisse bescherten fast jedem Senator einen Erfolg, seien es die Schutzwesten für die Polizei oder die Computer für die Schulen. Auch der für Kurth brisante Konflikt mit dem Regierenden Bürgermeister Eberhard Diepgen um die Kanzlerbahn U5 wurde entschärft. Man traf sich in der Mitte. Auch hier: nur Gewinner.
Die Geschlossenheit der Koalition ist ein politischer Erfolg für Kurth. Beim Zahlenwerk ist der Erfolg alles andere als gewiss.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen