Plötzlich überall Helme

■ Tostedt: Polizei sprengt Konzert von Neonazis-Skins. Neuer rechter Aufmarsch

Die Neonazi-Skinheadszene schäumt. Denn die Polizei hat am Wochenende ein „Blood & Honour“-Rechtsrock-Konzert mit 400 Teilnehmern in Holvede in der Nähe von Tostedt im Landkreis Harburg gesprengt. Das „Blut & Ehre“-Netzwerk (B&H) und das „Aktionbüro Norddeutschland“ kündigten rechtliche Konsequenzen und als Reaktion einen erneuten Neonazi-Aufmarsch in der Region Tostedt an.

Damit hat das militante B&H-Netzwerk wieder einmal unter Beweis gestellt, dass es in der Lage ist, verbotene Rechtsrock-Konzerte an den Behörden vorbei zu organisieren. „Die waren da ohne große Vorankündigung aufgetaucht“, sagt Polizeisprecher Jürgen Hacker, „und so spontan haben wir sie wieder wegeschickt.“ Dennoch brauchte die Polizei gut zwei Stunden, um genügend Kräfte zusammenzutrommeln, um dem braunen Spuk ein Ende zu setzen.

Für das Konzert in einer Ex-Diskothek hatte das B&H-Netzwerk einschlägige Rechtsrock-Gruppen angekündigt. Die britische B&H-Band „Warhammer“ oder die Gruppe „Sperrfeuer“ – Fans der britischen Neonazi-Terrorgruppe „Combat 18“ (Kampf Adolf Hitler) – sowie „Ultima Ratio“ und „Sturm & Drang“. „Warhammer“ war allerdings bereits in Belgien von den Behörden abgefangen und festgesetzt worden. Und als „Ultima Ratio“ spielte, stürmten PolizistInnen mit Helmen und Schilden das Lokal und erteilte den Glatzen Platzverweise. Sieben Personen wurden vorläufig festgenommen.

Obwohl offiziell die B&H-Sektion „Weser-Ems“ als Veranstalter in Erscheinung trat, vermag die Region Tostedt als Veranstaltungsort nicht zu überraschen. In Tostedt treibt seit langem Skinführer Sascha Bothe sein Unwesen, der als Verantwortlicher der „B&H-Sektion Nordmark“ zeichnet. Sascha Bothe war auch der Organisator eines B&H-Konzertes in Klein Gladdebrügge bei Bad Segeberg am 26. Februar zu „Ehren des 70. Todestages“ ihres SA-Idols Horst Wessels.

Das Konzert war in Tostedt verboten worden – und die Polizei hatte sich damals auch bemüht, das Verbot durchzusetzen. Deshalb hatte Bothe 800 Neonazis-Skins in das schleswig-holsteinische Dorf umdirigiert, wo das Konzert mit staatlicher Duldung stattfand.

Peter Müller