Öffentlichen Raum privatisieren? Schwachsinn!

Die Bremer und die Kirche! Auf dem Marktplatz bietet der Roland dem Dom die Stirn. Nachdem ein Bremer Bischof Mitte des 13. Jahrhunderts das Abfackeln desselben (Holzversion) organisiert hatte, war die Stimmung vollständig dahin. Über die Bischofsnadel und das Kirchenterritorium Domshof gelangten die ungeliebten Kirchenmannen fortan zur Kirche. Jetzt will die Bremische das Durchgangsrecht beschneiden. Allerdings für alle Bremer und Bremerinnen.

Dass eine demokratische Errungenschaft dabei mitfällt – schließlich darf heute jede/r durch die Bischofsnadel laufen, weil sie als öffentlicher Raum gilt – scheint nicht zu stören. Die Umgestaltung der Bischofsnadel war ein teurer Flop – immer noch leer stehende Geschäfte beweisen das. Statt vorher weniger modern-glasig zu planen, statt Alarmanlagen oder Streifenpolizisten zu bezahlen, soll die Passage abgesperrt werden. Schwachsinn!

Immerhin: Diesmal ist die Bremische Privatisierungslösung weder Folge von Kirchenhass noch von Finanznot, sondern nur Ausdruck von Hilflosigkeit gegen Vandalismus. Doch mit der Begründung ließe sich bald die ohnehin immer privatere Innenstadt abschotten: Da wo früher Straßen waren, sind schon heute nachts abgeschlossene Türen von Einkaufspassagen. Manch' Bremer will wohl doch wieder zurück ins Mittelalter. Wenn da der Nachtwächter unterwegs war, hatten die Bremer zu Hause zu sein. Und der Roland auf dem Marktplatz. Christoph Dowe