Bischofsnadel bald privatisiert?

■ Die Einkaufspassage zwischen Innenstadt und Wallanlagen soll nach dem Willen der Bremischen privatisiert und nachts abgeschlossen werden / Händler wollen mehr Sicherheit

Die Geschäftspassage Bischofsnadel soll privatisiert und nachts dichtgemacht werden. So will es die Bremischen Bau- und Siedlungsgesellschaft (Bremische), die in der Passage zwischen Innenstadt und Wallanlagen die Geschäftsräume für die Stadt verwaltet. Der Grund: Immer wieder ist es in der Vergangenheit zu Einbrüchen in den sechs bis zwölf Quadratmeter großen Verkaufszellen gekommen. Die Sprecherin der Bremischen, Annegret Lüking, erklärte gegenüber der taz, dass Bausenatorin Tine Wischer (SPD) bereits Unterstützung signalisiert habe. Im Bauressort hingegen wurde dies dementiert. Doch das Diebstahl-Problem ist nur eines von vielen, das die Ladenbesitzer in der Passage plagt.

„Ich komme hier zwar täglich durch, aber gekauft hab ich noch nie etwas“, meint ein Passant in dem Durchgang. Sehr zum Leidwesen der Geschäftsleute. „Die meisten Leute gehen einfach nicht mit dem Ziel vorbei zu kaufen, sondern nur um auf die andere Seite zu kommen“, sagt Michael Spöttel. Seit dem Umbau der Passage vor eineinhalb Jahren betreibt er das „Chesta Bene“. Erst seit er zu seinen Lederwaren zusätzlich auch Textilien anbietet, läuft das Geschäft etwas besser.

Trotzdem schreibt er Verluste. „Einigen anderen geht es wohl ähnlich“, meint er. Der ehemalige Buchladen steht inzwischen leer und auch der Besitzer der Imbissbude hat schon einmal gewechselt. „Anlaufschwierigkeiten in der Übergangsphase“ nennt es die Bremische.

Auch mit den Mietpreisen der Bremischen sind die Geschäftsleute unzufrieden. Die Bremische verlangte anfangs 100 Mark pro Quadratmeter. Jetzt sei die Miete schon auf 50 Mark halbiert, bestätigt die Bremische. Dennoch seien die Preise nicht gerechtfertigt. „Es ist zu zugig, zu laut und wegen der Radfahrer für die Passanten gefährlich“, beschwert sich Spöttel. „So negativ ist das alles nicht zu sehen“, verteidigt sich Lüking. Bis alles fertig ist brauche es Zeit und vor allem Finanzen. „Aber es gibt in unserer Stadt nicht für alles Geld“, sagt die Sprecherin.

Doch das größte Problem ist für die Geschäftstreibenden der Vandalismus. Seit Oktober 1999 hat der Besitzer des Zeitungsladens rund 15 Einbrüche in den umliegenden Geschäften gezählt. Schlimmster Fall war ein Handy-Verkäufer, der kurz vor dem Bezug absprang, weil noch während der Umbauarbeiten Werkzeug aus dem Laden entwendet wurde. Selbst potenziellen Mietern gegenüber – zwei Läden stehen immer noch leer – gibt die Bremische dies zu.

So etwas soll nicht mehr vorkommen. Die Bremische will am Passagenein- und ausgang Rolltore anbringen, die nachts heruntergelassen werden können. Damit wäre die Bischofsnadel für abendliche Passanten dicht. Zum wiederholten Male stellt die Bremische einen Antrag beim „Arbeitskreis Sonderprogramme für die Innenstadt“, um den Durchgang zu privatisieren.

Doch während die Sprecherin der Bremischen berichtet, die Beamten von Bausenatorin Wischer hätten für diese Pläne bereits Unterstützung signalisiert, kommt aus dem Ressort ein promptes Dementi. „Das wäre ja so als würden sie den Marktplatz nachts zusperren wollen“, empört sich Sprecher Klaus Sagbiel. „Dem werden wir definitiv nicht zustimmen.“

Nun können die Mieter nur abwarten. Neben der Sicherung der Passage geht es in dem Antrag an den „Arbeitskreis Sonderprogramme“ auch um die Gelder für Ausbesserungsarbeiten, wie etwa die Deckenbeleuchtung. Die soll für eine freundlichere Atmosphäre im Durchgang sorgen und die Leute zum Kaufen anregen. „Wir hoffen, dass wir im September mit dem Umbau anfangen können“, sagt Lüking.

Melanie Rosenwirth