Potzblitz: Senat macht gut Wetter

Bevor die acht Senatoren samt Regierendem nach der heutigen Senatssitzung in die Herbstpause fahren, steht die politische Großwetterlage auf der Tagesordnung. Droht diesmal ein handfester Koalitionsdonner? Oder gibt es ein reinigendes Gewitter?

von RALPH BOLLMANN
und UWE RADA

Beim Haushalt sind alle heiklen Punkte ausgeräumt, deshalb streitet der Senat in seiner letzten Sitzung vor der Sommerpause heute nur noch über ein einziges Thema: Wer trägt die politische Verantwortung dafür, dass sich der Sommer bislang nicht konsolidieren konnte? Wie entwickelt sich die Großwetterlage in Berlin, wenn sich die Senatoren in den Urlaub verabschiedet haben? Die taz hat schon mal vorgefühlt.

Eberhard Diepgen (CDU), Regierender Bürgermeister: „Das Donnerwetter, das heute im CDU-Vorstand über mich hereinbrechen sollte, hat es nicht gegeben. Daran können sie schon erkennen, dass der Regierende Bürgermeister die Klimaprobleme sehr ernst nimmt. Mehr noch: Ich habe in der jüngsten Zeit keine Gelegenheit ausgelassen, bei Bundeskanzler Schröder gut Wetter zu machen.“

Peter Kurth (CDU), Finanzsenator: „Die Zeiten, in denen die Sonne von alleine schien, sind auch in Berlin endgültig vorbei. Wir müssen die Stadt fit machen, damit sie meteorologische Durststrecken aus eigener Kraft durchstehen kann. Es wäre illusorisch zu glauben, dass uns die Länder Baden-Württemberg und Rheinland-Pfalz im Rahmen des bundesweiten Wetterausgleichs weitere Sonnenstunden zur Verfügung stellen. Das ist übrigens keine Kritik an der Haltung des Regierenden Bürgermeisters.“

Peter Strieder (SPD), Senator für Stadtentwicklung: „Ich erinnere mich noch genau, wie die Umweltverwaltung unter Hassemer der Batteriefabrik Sonnenschein den Garaus gemacht hat. (Lacht.) Aber im Ernst: Erst gestern habe ich zugesagt, vier Millionen Mark im Haushalt für die Solarenergie zur Verfügung zu stellen. Wenn mal auf jedem Dach so eine Anlage steht, wird die Sonne schon scheinen. Ein bisschen Optimismus sollte erlaubt sein. Ich bin ja auch wieder Parteivorsitzender geworden.“

Christoph Stölzl (für CDU), Kultursenator: „Der Sonnenkönig bin ich. Für den Rest sind die Regenmacher zuständig. Von denen gibt es in Berlin mehr, als uns lieb sein kann.“

Klaus Böger (SPD), Schulsenator: „Jetzt soll ich wieder an allem schuld sein. Böse Zungen behaupten sogar, ich hätte mich dafür eingesetzt, in den Schulen hitzefrei abzuschaffen. Stimmt nicht. Lesen Sie es im Koalitionsvertrag nach, alles erstunken und erlogen. Wahr ist, dass ich in den Grundschullehrplänen sogar wieder an die guten alten Zeiten anknüpfe. ‚Brüder, zur Sonne‘ ist deutsches Liedgut und soll an Berliner Schulen wieder gesungen werden.“

Wolfgang Branoner (CDU), Wirtschaftssenator: „Jetzt heißt es wieder, schuld sei das schlechte Investitionsklima. Ich sage Ihnen: Schuld sind diejenigen, die das Klima ständig schlechtreden wollen. In Wahrheit ist das Klima gut. Erst vor kurzem habe ich mich beim Schnitzel-Essen mit meinem Kollegen Strieder darauf verständigt, dem Sun-Belt im Südwesten der Republik den Kampf anzusagen. Warum soll es nur in Freiburg strahlende Gesichter geben? Außerdem versuche ich, nicht nur Regenschirmhersteller nach Berlin zu holen, sondern auch Delial.“

Gabriele Schöttler (SPD), Sozialsenatorin: „Fragen Sie mich nicht nach dem Wetter, ich bin Sozial- und Gesundheitssenatorin. Natürlich wäre soziale Wärme in diesen Wochen ein Gegenmittel. Aber zusammenrücken hilft ja vielleicht auch. Gefühlte Wärme sozusagen. Mehr kann ich Ihnen nicht sagen.“

Eckart Werthebach (CDU), Innensenator: „Wieso schlechtes Wetter? Hauptsache, es wird weniger demonstriert. Wenn der Regen so richtig auf den Pariser Platz peitscht, wird auch noch der letzte Querulant nass gemacht.