„Es war Titanic“

■ Moritz Bleibtreu über die Dreharbeiten zu Luna Papa in Tadschikistan und Method Acting: „Meine größten Momente sind aus Leichtigkeit entstanden“

Den 28-jährigen Hamburger scheint die Reiselust gepackt zu haben: In Fatih Akins Roadmovie Im Juli verliebt sich Moritz Bleibtreu in eine Deutsch-Türkin, und folgt ihr nach Istanbul. In Luna Papa von Bakhtiar Khudojnazarov, der morgen anläuft, spielt er Nasreddin, einen Soldaten in Tadschikistan, dem ein Manöver einen geistigen Schaden zugefügt hat.

taz hamburg: Welche Rolle spielt Kino in Tadschikistan?

Moritz Bleibtreu: Es gibt eine bestehende Theaterkultur, eine sehr lebendige, aber kaum Kino. Von Luna Papa gab es eine Aufführung und das war die einzige seit Jahren.

... wie war es?

Ich war nicht dabei. Es gibt halt auch keine Kinos oder nur total verrottete. Die russische Kino-Tradition ist mit Beginn der Perestroika arg den Bach runtergegangen. Die Leute dort haben wahnsinnig schöne Filme gemacht. Man muss dort einfach umdenken, weil die Situation nicht mehr so ist wie früher: Material war dort kein Problem, Zeit gab es im Übermaß. Es war damals wirklich so, dass ein Regisseur gesagt hat: Ich brauche 70 Leute, die brauche ich eineinhalb Jahre und jeden Tag.

Wurde Euer Dreh eigentlich beschützt?

Ja, teilweise, anfangs war Militär dabei, dann wieder nicht.

War denn Schutz nötig?

Oh, I don't know ... Es ging nicht nur um die Leute, um die man Sorge haben muss. Wir haben dort ein Dorf aufgebaut ... Da muss man sich vorstellen, was das für die Relationen in dem Land bedeutet. Das ist Titanic was wir dort gemacht haben, ohne Scheiß. Das ist einfach unglaublich, dass Menschen herkommen, 30 Häuser bauen, einen künstlichen Fluss anlegen und dort eine Kamera hinstellen.

Robert de Niro hat sich 25 Kilo für seine Rolle in Wie ein wilder Stier angefressen. Würdest du das auch machen für eine Rolle?

Es wird über Jahre noch faszinierend belieben, was de Niro dort gemacht hat. Aber mir geht das zu weit. Deshalb bin ich ja Schauspieler: Ich spiele das nur. Ich würde mir auch keinen Druck setzen, um zu wissen, wie es auf Heroin ist. Mein Ansatz ist dort einfach anders. Ich vertrete die Meinung, dass die größten Momente, die ich mir zuschreibe, aus Leichtigkeit entstanden sind. Auch bei Luna Papa war diese Leichtigkeit. Das ist es ja, was diesen Film so schön macht.

Interview: Volker Peschel