Jeden Tag: Rein, Raus

■ 258.000 Menschen pendeln zum Arbeiten nach Hamburg – meist per Auto. Die Gegenrichtung nehmen nur 71.000 Leute

Jeden Morgen rein, jeden Abend raus. Das tun sich 258.000 Menschen in Hamburg jeden Tag an: Zum Arbeiten in die Stadt, zum Schlafen aus der Stadt heraus. Die Zahlen der PendlerInnen, die das Landesarbeitsamt Nord regelmäßig untersucht, steigen alljährlich. Wer einen Job hat, gesetzt ist mit Familie dazu, der verläßt die Stadt und geht in den sogenannten Speckgürtel, der neuerdings Metropolregion heißt.

Im Vergleich zu 1998 waren es im Vorjahr wieder 3000 mehr, die gependelt sind. Die meisten von ihnen, nämlich über die Hälfte, kommen täglich aus Schleswig-Holstein: 134.000 Menschen fallen alltäglich aus dem nördlichen Nachbarland ein – die allmorgendlichen Staus auf der A 7 oder der A 23 sprechen Bände. Denn PendlerInenn sind immer noch vor allem AutofahrerInnen. Die neuesten Zahlen aus der Verkehrsbehörde stammen zwar noch aus dem Jahr 1993, doch das Verhältnis wird sich bis heute nicht groß geändert haben: Danach kommen 70 Prozent aus dem Umland mit dem Auto, fast 30 Prozent nutzen den ÖPNV, die, die mit dem Fahrrad über die Landesgrenze kommen, bewegen sich als Größenrodnung auf der Prozentgrenze. Es soll, so die Behörde, dann auch noch die geben, die täglich zu Fuß das Bundesland wechseln – doch deren Zahl liegt unter der Messbarkeitsgrenze.

Norderstedt, Bad Oldesloe, Pinneberg, Bad Segeberg – das sind die Hochburgen der Hamburg-PendlerInnen. Niedersachsen grenzt zwar ebenso an Hamburg, trotzdem ist der Anteil aus diesem Nachbarland mit 30 Prozent (79.000) erheblich geringer. Aus Mecklenburg kommen jeden Tag 10.100 Menschen nach Hamburg, aus Nordrhein-Westfalen 8500.

Der Trend ist klar, den Christoph Möller vom Landesarbeitsamt in Kiel aufzeigt: „Wer jung ist, wohnt in der Stadt und pendelt auch mal zum Arbeitsplatz nach draußen. Ab 40 dreht sich der Trend um.“ Die Gegenrichtung aus Hamburg heraus nehmen täglich immerhin noch 71.000 Menschen, wobei 6000 von ihnen jeden Tag nach Nordrhein-Westfalen unterwegs sind. Da kann die Statistik aber auch ein verzerrtes Bild liefern: Zum Beispiel fallen darunter auch die Handelsvertreter, die über die Woche im ganzen Bundesgebiet tätig sind und am Wochenende wieder in die Hansestadt zurückkehren.

Noch eine interessante Zahl: Von den Schleswig-Holsteinern verschlägt es nur zwei Prozent der PendlerInnen ins Nachbarland Meck-Pomm. Damit arbeiten in Mecklenburg genau so viele Schleswig-Holsteiner wie in Bayern – was bekanntlich nicht gerade um die Ecke liegt. Peter Ahrens