Capitals müssen in die Höhle der Eisbären

Der Charlottenburger Eishockey-Verein soll nach Senatsplänen eine Saison bei der Konkurrenz in Hohenschönhausen spielen. Beide Vereine sehen die Existenz des Berliner Eishockeys in Gefahr. Neue Chancen für die Deutschlandhalle

Zehn Jahre nach der Einheit werden die Charlottenburger „Berlin Capitals“ in den Osten verbannt. Nach dem gestrigen Beschluss des Senats soll der Eishockeyverein voraussichtlich eine Saison lang in der Halle des Konkurrenten „Eisbären“ in Hohenschönhausen spielen. Grund dafür ist der Abriss der Eissporthalle an der Jafféstraße und der Verzicht des Senats auf den Umbau der Deutschlandhalle in eine Eishockeyarena. Der Senat geht davon aus, dass die Capitals in der darauf folgenden Saison in der geplanten neuen Halle in Siemensstadt spielen. Beide Sportvereine protestierten gestern gegen die Entscheidung.

Der Finanzsenator verteidigte gestern die Entscheidung des Senats, für den Abriss der Eissporthalle der Capitals keinen Ersatzbau zu finanzieren. „Zehn Jahre nach der Einheit kann es nicht sein, dass wir in beiden Stadthälften komplette Infrastrukturen vorhalten“, erklärte Peter Kurth (CDU). Der Umbau der Deutschlandhalle in eine Eishockeyarena hätte voraussichtlich zwischen 35 und 40 Millionen Mark gekostet. Laut Sportsenator Klaus Böger (SPD) könnten auch vermeintliche Identitätsprobleme nicht als Gründe gegen einen vorübergehenden Umzug von den Vereinen geltend gemacht werden: „Kategorien wie Ost und West spielen keine Rolle mehr“. Für die Eissport-Amateurvereine, die nach Angaben des Landessportbundes Berlin mit 80 Prozent die überwiegenden Nutzer der Halle an der Jafféstraße sind, will der Senat Alternativen bereit stellen.

Die Capitals und die Eisbären reagierten entsetzt über die Vorhaben des Senats. Schon jetzt sei der Wellblechpalast in Hohenschönhausen voll belegt. Weitere Trainingszeiten einer Profimannschaft würden unweigerlich zu Lasten der Jugendarbeit gehen, meinte der Sprecher der Eisbären, Moritz Hillebrand. Zudem sei die Doppelbelegung „marketingtechnisch fatal“. Ein Capitals-Sprecher hoffte gestern, dass die Entscheidung revidiert werde. Schließlich sei ein Investorenkonsortium für einen Hallenneubau in Siemensstadt gefunden, sagte Hans Peter Harbig. Wenn alles nach Plan laufe, könne man dort ab 2003 die Spiele austragen und bis dahin noch in der Halle an der Jafféstraße bleiben.

Auf Gelände des Eisstadions an der Jafféstraße will die Messe Berlin GmbH ihren neuen Eingang bauen. Dafür soll auch die denkmalgeschützte Deutschlandhalle weichen. Deren Überlebenschancen sind zumindest nach Ansicht von Bausenator Peter Strieder (SPD) wieder gestiegen. Die Chancen, einen privaten Investor zu finden, seien nun besser, sagte Strieders Sprecherin Petra Reetz. Dieser müsse nicht mehr befürchten, eine teurere Eishalle bauen zu müssen.

BERT SCHULZ