Concorde abgestürzt

Triebwerk fängt kurz nach dem Start Feuer. Über 100 Menschen sterben. Maschine war von einem deutschen Reiseveranstalter gechartet worden

PARIS/BERLIN taz/dpa ■ Erstmals ist gestern eine Concorde-Maschine abgestürzt. Die 100 Passagiere – ausschließlich deutsche Touristen – sowie die neun Besatzungsmitglieder kamen dabei ums Leben. Das Flugzeug war am späten Nachmittag vom Pariser Flughafen Charles de Gaulle gestartet. Augenzeugen zufolge fing ein Treibwerk wenig später Feuer und stürzte neben einem Hotel im Vorort Gonesse ab. Dabei kamen vermutlich vier weitere Menschen ums Leben. Offenbar gab es keine Überlebenden des Unglücks.

Die Maschine der Air France war vom deutschen Unternehmen Deilmann gemietet worden, um die Fluggäste zu einer Kreuzfahrt nach New York zu bringen. Von dort sollte die Reise durch die Karabik nach Ecuador führen. Es ist der bislang erste große Unfall bei einem Flugzeug dieses Typs. Die deutsche Botschaft in Paris richtete eine Hotlinie unter der Nummer 00 33-1-53 83-45 00 ein. Bundeskanzler Gerhard Schröder sagte für den Abend alle Termine ab.

Die Fluggesellschaft British Airways (BA) begann bereits kurz nach dem Absturz über die weitere Nutzung ihrer Concorde-Maschinen zu beraten. Eine „strategische Entscheidung“ werde in Kürze bekannt gegegen, sagte eine Sprecherin. Erst am Montag hatte BA eines ihrer Concorde-Überschallflugzeuge wegen Haar-Rissen an den Tragflächen außer Betrieb genommen. Derselbe Fehler wurde auch an den übrigen sechs Maschinen der Concorde-Flotte entdeckt. Für sie bestünden aber keine Sicherheitsbedenken.

Die französische Fluggesellschaft Air France, die über sechs Concorde-Jets verfügt, hat das gleiche Phänomen an vier Maschinen entdeckt. Das Problem sei aber seit Monaten bekannt und im Griff, erklärte ein Air-France-Sprecher. Die Sicherheit der Passagiere sei dadurch nicht in Frage gestellt, so dass sie weiter betrieben würden.

Chris Yates, Luftfahrtexperte des Fachmagazins Jane's Weekly, sagte in London, zwischen dem Unglück und den entdeckten Defekten gebe es nach seiner Einschätzung keinen Zusammenhang. „Die beiden Ereignisse sind weit voneinander entfernt.“ Es sei „normal“, dass an älteren Maschinen Defekte der beschriebenen Art auftreten.

Die Concorde ist das einzige Passagierflugzeug, das schneller fliegt, als der Schall sich ausbreitet: Sie erreicht 2,2-fache Schallgeschwindigkeit und eine Reiseflughöhe von 15.600 Metern. Seit 1969 ist die Maschine in Betrieb. Die Concorde ist eine britisch-französische Gemeinschaftsentwicklung, die fast ausschließlich von den beiden Fluggesellschaften Air France und British Airways genutzt wird. Ein Flug mit dem Jet von Paris nach New York dauert nur drei Stunden und 45 Minuten. URB