Champagner selbst mitbringen

■ Herzen im Dreiviertel Takt, das Operetten-Ensemble der Hochschule für Musik und Theater, singt Arien aus „Maske in Blau“ und der „Fledermaus“ in Planten und Blomen

Die leichte Muse hat es schwer. Beim Stichwort „Operette“ rollen sich die Fußnägel wie selbstverständlich nach oben. Zwar hat man sich daran gewöhnt, dass die Häuser dieser Republik zu Silvester gerne Die Fledermaus von Johann Strauß – was für ein Zusammenklang – zur Aufführung bringen. An diesem Gipfelpunkt der klassischen Operette kommen sie einfach nicht vorbei, als sei ein Jahreswechsel ohne Champagnerarie nicht denkbar. Ansonsten scheinen die allgegenwärtigen Musicals in das Vakuum gestoßen zu sein, das die Operette nach ihrem Niedergang hinterlassen hat.

Dennoch haben Stücke, Arien und Textauszüge trotz ihres meist biederen Charakters unverständlicher Weise ins kollektive Gedächtnis der Bevölkerung Eingang gefunden. Der Bettelstudent als das von der Realität längst überholte role model, das Land des Lächelns als vorurteilsbehaftetes Synonym für China, die Lustige Witwe als Bild für die lebensfrohe ältere Dame: Bilder, die in der Sprache längst integriert sind. Aber die Musik hat ihren Widerstand aufgegeben.

Zumindest fast. Eine kleine Gruppe an der Hochschule für Musik und Theater hat es sich zur Aufgabe gemacht, das Genre wieder zu beleben. Im August 1998 gründete sich auf Initiative von Ingke Hinsch, Silke Hillebrecht und Per Schröder das Hamburger Operetten Ensemble Herzen im Dreiviertel Takt. Ein gemeinsam gestaltetes Konzert der drei begeisterte das Publikum und wies die drei auf die essentielle kulturelle und musikalische Versorgungslücke in Hamburg hin. Und seitdem feiern der Graf von Luxemburg, die Großherzogin von Gerolstein und der Vetter aus Dingsda in der Hansestadt fröhliche Urständ'.

Am Sonntag nun tritt das Ensemble open air in Planten und Blomen auf. Sowohl rein musikalisch als auch szenisch in Kostümen sollen die Besucher auf ihren nachmittäglichen Verdauungsspaziergängen in die Leichtigkeit der Operette eingeführt werden, ohne dass die Schwierigkeiten mit der oft banalen Thematik – Verstrickung und Auflösung, Kabale und Liebe – vertuscht werden. Sie singen Ausschnitte aus dem Land des Lächelns von Franz Léhar, der Maske in Blau von Fred Raymond und selbstverständlich der notorischen Fledermaus. Da weht Pariser Leben durch den unterkühlten Park in Hamburgs Zentrum. Der Champagner ist bitte selbst mitzubringen.

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Sonntag, 15 Uhr, Planten und Blomen, Musikpavillon