„Schlechtes Zeugnis, aber nicht doof“

Metall-Tarifparteien haben gemeinsam 500 Ausbildungsplätze geschaffen  ■ Von Kai von Appen

Im allgemeinen streiten sie, wenn sie sich gegenübersitzen. Doch gestern waren IG Metall Küs-te-Bezirksleiter Frank Teichmüller und Nordmetall-Chef Thomas Klischan zusammengekommen, um gemeinsam „zu feiern“ – die Aquirierung von 500 Ausbildungsplätzen in der Metall- und Elektroindustrie in Hamburg und Schleswig-Holstein durch das Projekt „Exam“. „Hinter diesen 500 Ausbildungsplätzen stehen auf Dauer gewonnene Unternehmen“, freuen sich Teichmüller und Klischan, obwohl es für die Betriebe keine Subventionen gebe.

Vor 18 Monaten wurde das Projekt „Exam“ von den Tarifkontrahenten ins Leben gerufen. „Exam“ steht für „Externes Ausbildungsmanagement.“ Die „Exam“-Mitarbeiter sind damit beschäftigt, Ausbildungsplätze in nichtausbildenden Klein- und Mittelbetrieben zu akquirieren. Viele Betriebe seien eigentlich zur Ausbildung bereit, trauten sich aber wegen der „Stolpersteine“ nicht. So fühlen sich viele Unternehmen personell überfordert, auszubilden. „Exam“ gibt aber nicht nur „exemplarische Nachhilfe“, sondern ist auch bei der Auswahl der Interessenten behilflich. „Es ist einfacher, einen Ausbildungsplatz zu finden als einen geeigneten Bewerber“, so ein „Exam“-Mitarbeiter. Treten während der Ausbildung Probleme auf, kann „Exam“ zu Hilfe gerufen werden, zum Beispiel, wenn ein Betrieb Ausbildungsinhalte nicht vermitteln kann. Über einen „Ausbildungsring“ wird anschließend ein Unternehmen gesucht, in dem der gefragte Ausbildungsstoff vorkommt.

IG Metall und Nordmetall loben „Exam“ bereits als „bundesweit einzigartig“ im „Bündnis für Arbeit“. „Bei allen Auseinandersetzungen, die wir im Tarifgeschehen haben, ist das richtig verstandene Sozialpartnerschaft“, schwärmt Klischan.

Und schon soll mit „Quas plus“ das nächste Projekt Angriff genommen werden. „Quas“ steht in Hamburg für das Arbeitsamtsprojekt „Qualifizierung und Arbeit für Schulabgänger“, in dem Schulabgängern mit schlechten Abschlüssen die Möglichkeit zur überbetrieblich und betrieblich kombinierten Fortbildung gegeben wird. Damit sollen „Defizite“ aufgearbeitet werden, um besser beim „Run“ auf die Lehrstellen gewappnet zu sein. „Es gibt Jugendliche mit sozialen Problemen, die haben zwar schlechte Zeugnisse, sind aber nicht doof“, wirbt Teichmüller. „Quas Plus“ soll nun diesen Jugendlichen in Metallberufen eine „echte Perpektive“ geben. Ihnen „wird eine konkretes Ziel geboten“, erläutert Teichmüller, „wenn du dich bewährst – und dabei helfen wir dir – dann hast du einen Ausbildungsplatz sicher.“

In „Quas Plus“ sind die Jugendlichen ein Jahr in das Programm eingespannt. Dieses wird mit monatlich 500 Mark vergütet und besteht aus theoretischer Einweisung, Berufsschule und acht Monaten Betriebspraktikum in einem beteiligten Unternehmen wie Siemens, Blohm+Voss oder DASA. Schließt der Teilnehmer die Qualifikation mit Erfolg ab, bekommt er einen Ausbildungs- oder Arbeitsplatz angeboten. Während in „Quas“-light die Absolventen zu 50 Prozent eine Lehrstelle finden, glaubt Udo Martschin vom Hamburger Arbeitsamt, dass bei „,Quas Plus' der Erfolg bei 100 Prozent liegt“.