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■ H.G. HolleinStets bei mir

Die Frau, mit der ich lebe, denkt immerzu an mich. Sogar wenn sie einmal allein einkaufen geht. Dieser Tage überraschte sie mich mit einem Wischmop. Ich war darüber tief gerührt. Konnte die Gefährtin doch offenbar nicht mehr mit ansehen, wie ich unserem Küchenfußboden mit einem Schwamm zu Leibe rücke. Natürlich hätte mir die Gefährtin auch ein Buch mitbringen können, ein paar Stückchen Ingwer-Konfekt oder irgend etwas anderweitig Sinnloses. Tat sie aber nicht. Fürsorglicherweise. Weiß sie doch, dass ich zum Lesen ohnehin keine Geduld habe und lieber abwasche oder aufräume. Und was das Konfekt angeht, hat die Gefährtin eben ein wachsames Auge auf die gefährdeten Zonen meiner Körpermitte. Und gibt es etwas Schöneres, als wenn aus den Augen der entspannt aufs Bett Drapierten schiere Bewunderung leuchtet, und ein schläfriges Gurren bekundet: „Immer nur waschen und bügeln ... Ich könnte das nicht!“ Allerdings stellt sich bisweilen auch eine gewisse Mauligkeit ein. Wenn ich nämlich zur Lindenstraßen-Zeit durch die Zubereitung des Abendmahles unabkömmlich bin. „Nie guckst du dir was mit mir zusammen an!“ heißt es dann, und ich bin wiederum gerührt, dass die Gefährtin aber auch wirklich alles mit mir teilen will. Selbst das sonntagmorgendliche Brötchenholen überläßt sie selbstlos mir. „Ich weiß doch, dass du gern spazieren gehst.“ Und wer verfiele nicht dem verschlafen-lockenden Nachsatz „Aber bleib nicht so lange, Schatz, ich warte.“ So wiege ich mich denn im Wissen, der Gefährtin stets gegenwärtig, ja unentbehrlich zu sein und erglühe vor verschämten Stolz, wenn sie Gäste nonchalant durch „unser kleines Nestchen“ führt. Und immer, wenn ich im Bad den Wischmop stehen sehe, weiß ich, so eine Gefährtin gibt es nicht noch mal.

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