„Massenhaft angegriffen und verprügelt“

Carola Sack gehört zu den Initiatoren der Berliner Hundstage. Die 45-Jährige hat eine „Pogromstimmung gegen Hundehalter“ entdeckt und sieht in der Verschärfung der Hundeverordnung „ein Symbol für archaische Ängste“

Nach Kindesmissbrauch nun der Hundemissbrauch. Dieses Wort verwendet Carola Sack gerne und häufig. Gemeint sind Hunde, die von ihren Haltern zu Waffen abgerichtet und somit missbraucht werden.

Statt Rasselisten und Leinen- und Maulkorbzwang fordert der Verein „Hund und Gesellschaft e. V.“ ein konsequentes Vorgehen gegen Menschen, „die Hunde, gleich welche Rasse, artwidrig halten, quälen oder missbrauchen“. Nur so könnten Mensch und Tier vor „gefährlich gemachten Hunden“ geschützt werden, betont Carola Sack.

Zur ersten Demonstration unter dem Motto „Wir werden nicht länger schweigen“ kamen etwa 500 Halter mit ihren Hunden, bei der zweiten waren es bereits 2.500. Bis mindestens Mitte September soll in der Hauptstadt der Hunde jeden Samstag mit Leinen und Maulkorb gegen den Leinen- und Maulkorbzwang mobil gemacht werden.

Außerdem gehen die „Hundefreunde“ auf die Straße, um gegen die „Pogromstimmung gegen Hundehalter“ und das Verbot bestimmter Rassen zu protestieren. „Massenhaft werden Halter angegriffen und Hunde verprügelt“, klagt die 45-Jährige. Aufrufe von Wohnungsbaugesellschaften an Mieter, „ohne Rücksicht auf nachbarschaftliche Beziehungen“ bei der Umsetzung der Verordnung zu helfen, tragen ihrer Meinung nach zusätzlich dazu bei, „ein neues Feindbild zu schaffen“: den Hund.

Eine pauschale Verurteilung ganzer Rassen lehnt Carola Sack entschieden ab. Obwohl sie selbst einen Jagdterrier hat, setzt sie sich auch für „Kampfhunde“ ein. Der Grund: „Ich mag Bullterrier sehr. Wenn ich einen hätte, würde ich mich freuen, wenn sich jemand engagieren würde.“ Doch sie betont auch, dass aggressive Hunde getötet werden müssen. Statt von Einschläfern spricht sie jedoch von „der Erlösung des eigenen Aggressionswahns“.

Am meisten stört sich Carola Sack daran, dass der Maulkorbzwang auch für Hunde gilt, die eine Unbedenklichkeitsbescheinigung haben. „Das ist eine Hochsicherheitshundehaltung, die nicht mit dem Tierschutz und den Bürgerrechten vereinbar ist“, kritisiert sie. Die derzeitige Hysterie beim Hundethema bezeichnet Carola Sack als „Synonym für archaische Ängste im Menschen“.

Von Politikern fordert sie „Schlichtung und Aufklärung“. Sie dürften nicht „mithetzen“ und von „reißenden Bestien“ sprechen. Doch ganz frei von Emotionen ist auch Carola Sack nicht, wenn sie sagt, dass sich Politiker an Rasselisten „festgebissen haben“.B. BOLLWAHN DE PAEZ CASANOVA