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■ Die Travemünder Woche heizte die Preisgeld-Debatte beim Segeln an

Noch nie war sie so wertvoll wie im Olympia-Jahr: Wenige Wochen vor den Spielen in Sydney hat die Travemünder Woche bei der 111. Auflage erstmals viele Spitzen-Segler angelockt. Im 49er-Weltcup testeten gar 16 von 18 Olympia-Startern, darunter auch die Europameister Markus Baur/Philipp Barth aus Kiel, ihre Form. Gelungene Generalproben schafften in der Lübecker Bucht auch die Sydney-Fahrer Roland Gäbler und Rene Schwall im Tornado, Michael Fellmann im Finn Dinghy sowie Amelie Lux und Alexander Baronjan auf dem Mistral-Brett mit Klassensiegen.

Die zweitgrößte Segelveranstaltung der Welt, die zum Leidwesen der Macher im Schatten der weit größeren Kieler Woche steht, hofft auf weit bessere Zeiten. „Größe ist nicht alles, wir eifern niemanden nach und suchen einen eigenen Weg“, erklärte Organisationschef Claus- Dieter Stolze, kündigte aber an: „Die Travemünder Woche bleibt vor allem das große Familienfest des Segelsport.“

In Sachen Preisgeld, 35.000 Mark für Tornados und 49er waren ausgelobt, präsentierte sich Travemünde allerdings als Trendsetter. „Das ist der richtige Weg, die Preisgeld-Debatte ist im Segelsport schon lange überfällig gewesen“, erklärte der zweifache Whitbread- Teilnehmer Tim Kröger. Der Hamburger Segelprofi unterstützt die Macher als sportlicher Berater.

„Für uns war das eine gute Vorbereitung auf die Olympischen Spiele. Travemünde hat mit dem Preisgeld ein gutes Feld angelockt – aber es war nicht das Geld allein, sondern auch die Tatsache, dass die Veranstaltung zwischen Kieler Woche und olympischen Regatten terminlich gut reinpasste“, meinte Welt- und Europameister Gäbler.

Finn-Dinghy-Segler Fellmann, der seinen Titel als Deutscher Meister vor Travemünde eindrucksvoll verteidigte, lobte: „Starke Rennen, ein tolles Revier und genau die richtige Mischung zwischen Sport und einem angenehmen Umfeld – das macht Travemünde für unseren Sport interessant.“

Nach dem Zwischenhoch wird sich aber erst im nächsten Jahr zeigen, wie wertvoll die Travemünder Woche wirklich ist. Im Jahr 2004 soll die Gunst der Stunde wieder genutzt werden und alle olympischen Klassen sollen dann an den Start gehen. Andreas Kerstan