Diepgen will kleines Gedenken

Der Zentralrat Deutscher Sinti und Roma sammelt Unterschriften für das geplante Mahnmal in der Innenstadt für die eigenen Opfer des Holocaust. Diepgen ist zwar nicht mehr grundsätzlich dagegen. Einen monumentalen Entwurf lehnt er aber ab

von RICHARD ROTHER

Mit einer Unterschriftenaktion vor dem Reichstag und einem internationalen Appell hat der Zentralrat Deutscher Sinti und Roma seine Forderung nach einem Mahnmal für die eigenen Opfer des Holocaust bekräftigt. „Wir hoffen, dass nach den jüngsten Zusagen des Berliner Senats und des Deutschen Bundestages einem raschen Bau unseres Mahnmals vor dem Reichstag nichts mehr im Wege steht“, sagte Zentralratsvorsitzender Romani Rose zum Auftakt der Unterschriftenaktion am Wochenende.

Der Regierende Bürgermeister Eberhard Diepgen (CDU) hat unterdessen seinen Widerstand gegen das Denkmal für die Roma und Sinti in der Innenstadt prinzipiell aufgegeben. „Ich werde mich nicht mit der Bundesregierung streiten, wenn es einen von der künstlerischen Gestaltung ausdrucksvollen, aber in seinen Dimensionen vertretbaren Hinweis auf die Opfer der Sinti und Roma im Stadtzentrum gibt“, sagte Diepgen in einem Zeitungsinterview.

Indirekt stellte Diepgen aber Bedingungen für das Mahnmal. Es dürfe kein monumentaler Entwurf vorgelegt werden. Die Größe des Mahnmals dürfe nicht mit der Tiefe der Auseinandersetzung verwechselt werden, so Diepgen. Nach wie vor präferiert er ein Sinti-und-Roma-Mahnmal am Stadtrand in Marzahn.

Das zentrale Mahnmal für die von den Nationalsozialisten ermordeten 500.000 Sinti und Roma soll nach den Vorstellungen des Zentralrats auf einer etwa 1.000 Quadratmeter großen Fläche gegenüber dem Südeingang des Reichstages nach Plänen des Pariser Künstlers Dani Karavan entstehen. Karavan hat unter anderem die „Straße der Menschenrechte“ in Nürnberg sowie das Negev-Denkmal in Israel entworfen.

Stadtentwicklungssenator Peter Strieder (SPD) habe Karavan bereits damit beauftragt, einen Entwurf vorzulegen, heißt es in Medienberichten. Das Gelände für das Mahnmal stellt der Bezirk Tiergarten zur Verfügung. Über die Finanzierung muss der Bundestag entscheiden.

Der Roma-Vorsitzende Rose forderte das Land Berlin und den Bundestag auf, dem seit 1994 versprochenen Bau der Gedenkstätte jetzt so schnell wie möglich zuzustimmen. „Die fehlende Anerkennung von Sinti und Roma als Opfer des nationalsozialistischen Völkermords ist mit ein Grund für Stigmatisierung und Vorurteile“, sagte Rose mit Blick auf das jahrelange Tauziehen um das Mahnmal.

Für eine schnelle Umsetzung der Versprechen von Senat und Bundestag über den Bau der Gedenkstätte in zentraler Lage sprach sich auch die Grünen-Vorsitzende Renate Künast aus. „Wir brauchen nicht endlose Debatten, sondern Entscheidungen.“