VHS-Mitarbeiter sauer über geplatzten Umzug in die City

■ Wann die VHS ein neues Domizil bekommt, weiß keiner/ Kritik am Chef: mangelnde Durchsetzungskraft

Kurz vor dem heutigen Senatsbeschluss über die Zukunft des Polizeihauses herrscht bei den MitarbeiterInnen der Volkshochschule tiefe Enttäuschung. Lange haben sie gehofft, eine ordentliche Zentrale zu bekommen, wieder einmal scheint nichts daraus zu werden. Denn anstelle der Volkspädagogen werden es wohl die Einzelhändler sein, die frühestens im Jahr 2002 zusammen mit der Stadtbibliothek das umgebaute Gebäude beziehen werden (die taz berichtete). Bei den VHS-Leuten, denen die Perspektive abhanden gekommen ist, herrscht darüber Verunsicherung und Wut.

„Es geht wirklich nur um 200.000 Mark, die fehlen!“, schimpft VHS-Fachbereichsleiterin Renate Kösling, „und das ist nicht viel, wo bei Jekyll und Hyde gerade die Millionen verschleudert werden“. So viel will die Stadt jährlich sparen, indem sie nicht wie vorgesehen die 4.000 Quadratmeter für die VHS anmietet. Doch diese Rechnung geht nicht auf, meint Kösling, die für die Unzufriedenen im Hause spricht: „Jede andere Lösung ist teurer“ – wie etwa die Kombination VHS/Musikschule.

Nach bislang erfolgloser Suche nach einem geeigneten Domizil hatte man bei der VHS große Hoffnungen in das Polizeihaus gesetzt. Schließlich arbeite man für die gleiche Kundschaft, sagt Kösling mit Blick auf die geplante Zentralbibliothek, es gebe viele gemeinsame Veranstaltungen, sogar ein gemeinsamer Betriebsausschuss sei schon eingerichtet worden. Jetzt hat sie das Gefühl, „keinen Boden unter den Füßen zu haben“.

Die Ursache ist neben der ungelösten Frage der VHS-Leitung das Fehlen einer vernünftig ausgestatteten Zentrale und die damit verbundene Zersplitterung des Angebots. Derzeit nutzt die VHS 195 Veranstaltungsorte in der ganzen Stadt – in der Hauptstelle in der Schwachhauser Heerstraße existieren nur zwei Unterrichtsräume. Überdies laufe der Mietvertrag für das Gebäude Ende 2002 aus, so VHS-Frau Kösling. „Wo wollen die uns dann hinstecken?“

Dazu der Sprecher von Kultursenator Schulte, Hartmut Spiesecke: „Der Dienstort ändert sich gelegentlich mal, das ist nun mal so.“ Vom kommissarischen Leiter der Volkshochschule, Horst Rippien, kommt indes die Korrektur, dass nicht die Hauptstelle, sondern „ein anderes großes Objekt am Dobben betroffen sei. Auch er zeigt sich mit dem Ausgang des Polizeihaus-Projekts unzufrieden, will in der jetzigen Situation jedoch nicht mehr öffentlich Protest einlegen. „Das ist für mich gegessen“, sagt Rippien und kündigt an, jetzt selbst auf die Suche nach einem Alternativstandort zu gehen.

Für manche Beteiligte ist der ewige Vize jedoch selbst ein Teil des Problems: Mangelnde Durchsetzungskraft und ungenügende Lobbyarbeit, heißt die Diagnose. Und auch Fachbereichsleiterin Kösling meint, dass andere in Rippiens Lage auch einmal laut „auf den Tisch gehauen“ hätten. hase