Fünf Green Cards statt Entwicklungshilfe

■ Computerspezis aus China, Indonesien und Kamerun dürfen in Hamburg bleiben

Schon vor der Übergabe brauchte es nur ein Augenzwinkern, und der Kameruner Michel Irene Fodjo grinste über beide Ohren. Das Zeichen seiner Firma heftete bereits auf seinem dunkelblauen Jackett. Als Karl-Heinz Klemann vom Arbeitsamt Hamburg seinen Namen aufrief, zupfte Fodjo noch einmal seinen Anzug zurecht. Dann nahm er gestern mittag als einer der ers-ten in Hamburg eine Green Card entgegen. Außer ihm wurden drei Computerspezialisten aus China und einer Expertin aus Indonesien offiziell die Arbeitserlaubnis erteilt.

Diese Möglichkeit ergibt die Green-Card-Regelung der Bundesregierung, die seit dem 1. August gilt. Das Arbeitsamt Hamburg hat bisher 42 Arbeitsgenehmigungen erteilt, in Schleswig-Holstein liegen nach Angaben des Kieler Arbeitsamtes „nur zwei Anträge auf eine Green Card vor“. Die Unternehmer müssen den studierten Green-Card-Bewerbern ein Mindestgehalt von 77.400 Mark im Jahr zahlen, denen ohne Abschluss auf der Universität sogar 100.000 Mark.

Die fünf Computerspezialisten, denen Klemann offiziell die Erlaubnis überreicht hat, haben alle in Deutschland studiert. Der 30jährige Kameruner Fodjo reiste vor neun Jahren mit einem Regierungsstipendium seines Heimatlandes in der Tasche nach Europa. An der Technischen Universität Harburg studierte er Elektrotechnik und knüpfte bald Kontakte zu der Firma I-To-I GmbH. „Für sie habe ich meine Diplomarbeit geschrieben“, sagt Fodjo, „darüber, wie man Fahrzeuge automatisch erkennen kann.“

So sehr sich Fodjo und die anderen vier gestern auch freuten, „die Green Card ist nicht der richtige Weg“, findet Anne Harms von der Flüchtlingsberatungstelle „Fluchtpunkt“. Denn Nicht-EU-Ausländer, die in Deutschland studierten, durften bisher „aus einem guten Grund nicht hier arbeiten“, erklärt Harms: „Sie sollten zurückkehren und ihren eigenen Ländern helfen.“ Diese wichtige Entwicklungshilfe würde nun mit der Green Card verringert.

Das weiß auch Fodjo. Er möchte nach fünf Jahren in seiner Heimat Kamerun als Software-Entwickler arbeiten und mit seinem Wissen die Armut bekämpfen. Henrik Gast