Leere Sommerbecken

■ In den großen Ferien machen die Bremer Hallenbäder allesamt dicht – nicht etwa, weil die Bademeister in Urlaub fahren wollen , sondern wegen des Großreinemachens

„Schönen Urlaub“, wünschten ihm die letzten Badegäste – fast so als ob Thomas Weber in der Sommerpause Zwangsferien von seinem Huchtinger Hallenbad verordnet bekommen hätte. Doch der nette Abschiedsgruß währt in der Regel nicht lange: Nach den ersten verregneten Ferientagen hätten die Huchtinger ihren Bademeister am liebsten gleich wieder zurück beordert, um da Dienst zu tun, wo der Wetterschmerz am größten ist: Zuhause in Huchting.

Dabei ist Weber mit Hochdruck bei der Arbeit. Täglich. In den Ferien. Hinter verschlossenen Schwimmbad-Türen. Vom Urlaub bei ihm nicht die geringste Spur. Trotzdem: Klagen kennt er schon. Bei jedem Wettertief im Hochsommer ereilt ihn der gleiche Schrei nach flexiblen Hallenbad-Öffnungs-Zeiten. Von Heimurlaubern, die bei Wettereinbruch spontan vom Frei- ins Hallenbad umbuchen wollen. Dort in schöner Regelmäßigkeit aber nur verschlossene Türen vorfinden und fortan gegen die Bürokratie der bei Regen dichten Hallenbäder wettern: „Keine bedarfsgerechte Politik. Sommerpause. Basta“, hatte Weber auch dieses Jahr wieder zu hören bekommen. Und sich geärgert über die Klagen der ausgeschlossenen Schwimmer.

Jetzt würde der Chef im Huchtinger Bad die Kritiker am liebsten an die Hand nehmen, ihnen seinen „schönen Urlaub“ und die „Sommerpause“ des Hallenbades mal vorführen. Dort ackern gerade die Handwerker. Mehrere Fremdfirmen zumeist, die bereits vor einem halben Jahr bestellt sind und jetzt die neue Sauna fertig stellen. Die kann man doch wegen Platzregen unmöglich vom Platz weisen, meint Weber.

Eine Etage tiefer, im Keller, brummt die Filteranlage. Die wird jede Sommerferien auf Herz und Nieren geprüft, damit sie das nächste Jahr weiterhin die gebotene Wasserqualität liefert. Einmal im Jahr wird auch das Wasser oben aus den Becken gelassen, um die Überlaufrinnen gründlich durchschrubben zu können und die Fliesen mit Spezial-Scheuermitteln samt Hochdruckgeräten zum Strahlen zu bringen. Schließlich werden noch die Fugen frisch versiegelt.

Mit „flexiblen Öffnungszeiten“ kann Weber wenig anfangen, wenn es fast eine Woche braucht um die leeren Becken zu fluten: Vier Tage hat der Bademeister einkalkuliert bis das 25 Meter Becken wieder voll ist. Anderthalb Tage für das Nichtschwimmerbecken. Plus zwei Tage, um die Wassermassen in Huchting wieder auf Temperatur zu bringen. „Denn wenn der erste Badegast kommt, muss das Wasser 28 Grad haben.“ Punkt. Ende der Diskussion. Mal eben schnell die Tore für die wettergeschüttelten Schwimmer öffnen – no way.

Mindestens drei Wochen der Ferien müssen nicht nur die Huchtinger ihr Bad fürs Großreinemachen opfern. „Alle Hallenbäder müssen in den Sommerferien das abarbeiten, was sich während des Betriebsjahres alles angesammelt hat“, so Weber. Er braucht die Sommerferien, nicht weil da halb Huchting im Urlaub ist. Sondern weil diese sechs Wochen die einzige Zeit im Jahr sind, wo kein Schulunterricht und kein Vereinsschwimmen im Vertrag steht. Die einzige Zeit im Jahr, um drei, vier Wochen am Stück rauszuhauen für die Grundsanierung.

Zwar guckt auch Weber missmutig in die Regenwolken, weiß um die leeren Freibäder und Badeseen. Ändern kann er allerdings auch nix. Trostpflaster Nummer eins: „Wir sind richtig am drehen, um so schnell wie möglich die Arbeiten durchzuführen.“ Zweiter Trost: Das Neustädter Hallenbad, 10 Minuten weit weg, fängt mit dem Großreinemachen an, wenn die Huchtinger fertig sind. pipe