Die Ehrenmale bröckeln weiter

Die Restaurierung der sowjetischen Mahnmale ist gefährdet. Zwar geben Bund und Land sechs Millionen Mark für die Sanierung. Doch das reicht bei weitem nicht. Ohne ein Gedenkstättenkonzept von Bund und Land gibt es kein weiteres Geld

von UTA VON BILAVSKY

Sie sind groß und massiv. Vielen erscheinen sie überdimensioniert, zumindest aus dem heutigen Blickwinkel. Aber die Ehrenmale für die sowjetischen Soldaten erinnern an einen entscheidenden Teil der Stadtgeschichte. Und sie bröckeln.

Zwar wird die Restaurierung des Denkmals an der Straße des 17. Juni in Tiergarten wohl noch in diesem Jahr abgeschlossen. Aber bei den Soldatenfriedhöfen in der Schönholzer Heide und am Ehrenmal in Treptow wurde bisher vor allem der Verfall untersucht. Bei Letzterem soll nun bald zumindest in Teilen mit der Sanierung begonnen werden, wie der Leiter des Referats für Freiraumplanung bei der Senatsverwaltung für Stadtentwicklung, Hans-Georg Büchner, sagt. Doch die notwenige volständige Restaurierung und Sicherung aller Ehrenmale steht weiter auf der Kippe.

In Treptow soll zunächst das Fahnenmassiv aus rotem Granit, das die rund 90.000 Quadratmeter große Anlage in zwei Teile gliedert, saniert werden. Außerdem werden die Stufenanlage, über man in den Friedhofsbereich gelangt, instand gesetzt. Für die Demontage der 12 Meter hohen Bronzeskulptur fehlt jedoch weiterhin das Geld. Die Restaurierung der etwa 70 Tonnen schweren Soldatenfigur, die das zentrale Element der Anlage darstellt, sei besonders aufwändig, so Bücher. Schon weil die Fundamente unter dem Sockel nicht zugänglich sind.

Für die Arbeiten am Fahnenmassiv im Treptower Park und die anderen Gedenkstätten haben der Bund und das Land dieses Jahr im Rahmen der Hauptstadtkulturförderung 6 Millionen Mark zur Verfügung gestellt. 3,2 Millionen Mark davon entfallen auf das Treptower Ehrenmal, 1,6 Millionen flossen bereits in die Erhaltung der sowjetischen Gedenkstätte an der Straße des 17. Juni. Der Rest ist für das Ehrenmal in der Schönholzer Heide und für unvorhergesehene Kosten vorgesehen.

Der Beauftragte der Bundesregierung für Angelegenheiten der Kultur und Medien hatte zwar schon 1999 zugesagt, dass der Bundes insgesamt 29 Millionen Mark für die Grundsanierung aller drei sowjetischen Ehrenmale in Berlin bereitstellt. Dennoch fehlt gibt es bis jetzt nur die 6 Millionen Mark.

Denn im Haupstadtkulturvertrag konnten sich der Bund und das Land nicht auf ein Gedenkstättenkonzept für die kommenden Jahre einigen. Damit liegen auch noch keine weiteren konkreten Vereinbarungen über die Erhaltung der sowjetischen Ehrenmalen vor.

Dennoch will Büchner die Hoffnung nicht aufgeben und rechnet mit einer Einigung zwischen Bund und Land über die Finanzierung und Rettung der Ehrenmale. Kulturstaatsminister Michael Naumann (SPD) habe erklärt, dass sich Berlin seiner internationalen Verantwortung in Bezug auf die Erhaltung der sowjetischen Ehrenmale bewusst sei. Ob den Worten Taten folgen, wird die Zukunft zeigen. Derweil bröckeln die Ehrenmale weiter.