Green Card floppt

Neue Arbeitserlaubnis für Nicht-EU-Fachkräfte wird ignoriert. Nur zehn Anträge von Computerspezialisten

Die gestern in Kraft getretene Green-Card-Regel wird nur zögernd angenommen. Bisher sind in Berlin lediglich zehn Anträge auf eine befristete Arbeitserlaubnis für Nicht-EU-Computerspezialisten gestellt worden, in Brandenburg drei. Das teilte das Landesarbeitsamt Berlin-Brandenburg gestern mit.

Die geringe Zahl von Anträgen bewege sich aber verglichen mit der Branchenstruktur im bundesweiten Rahmen, so der Sprecher des Landesarbeitsamtes, Klaus Pohl. „Das ganze Verfahren muss jetzt erst anlaufen.“ Allerdings habe es schon 60 bis 80 Anfragen von Firmen gegeben, die sich nach dem Antragsprocedere erkundigt hätten. Die meisten Anträge wurden für Spezialisten aus Osteuropa gestellt.

Mit der Green Card können Firmen Fachkräfte aus Nicht-EU-Ländern bis zu fünf Jahre lang beschäftigen. Die Angeworbenen müssen allerdings einen Hochschulabschluss nachweisen oder mindestens 100.000 Mark jährlich verdienen. Damit wollen die Arbeitsämter sicherstellen, dass auch wirklich hoch qualifizierte Fachkräfte angeworben werden.

In der Branche stößt dieses Vorgehen auf Widerspruch. „Die bürokratischen Hürden sind viel zu hoch“, sagte gestern ein Sprecher von datango.de. Das Internet-Start-up-Unternehmen aus Prenzlauer Berg will zum 1. September drei Hochschulabsolventen aus Indien einstellen. Doch das offizielle Green-Card-Formular liege derzeit noch nicht vor, kritisierte der Firmensprecher. Stattdessen seien „Anträge auf Berechtigung zur Rekrutierung von IT-Fachkräften“ geschickt worden. Außerdem habe man Arbeitsverträge in zweisprachiger Ausfertigung sowie Dokumente über den Studienabschluss der Bewerber besorgen müssen.

Arbeitsamtssprecher Pohl wies die Kritik aus der Branche zurück. „Die Erteilung einer Arbeits- und Aufenhaltserlaubnis geht bei uns im IT-Bereich jetzt viel schneller als in den USA.“ Jetzt seien die Firmen am Zug, diese lange geforderte Möglichkeit auch zu nutzen. Wenn nicht mehr Anträge gestellt würden, so Pohl, wäre dies „sehr enttäuschend.“

Die drei neuen datango-Mitarbeiter sind eigentlich durch einen Zufall nach Berlin gekommen. Über 130 Stellenaspiranten hatten sich bei datango gemeldet, nachdem die Firma im Mai unter dem Motto „Sind Sie Inder?“ eine Werbeaktion gestartet hatte und ein entsprechendes Foto in der indischen Tagespresse erschienen war. Die neuen Mitarbeiter wurden von einer dreiköpfigen datango-Delegation ausgewählt, die sich zwischen dem 7. und dem 12. Juli in Indien aufhielt, um Bewerbungsgespräche zu führen. Sprachprobleme mit den neuen Mitarbeitern sieht der Firmensprecher nicht. „Die können alle hervorragend Englisch, das reicht.“

RICHARD ROTHER