In Laos ist die Ruhe vorbei

In der streng kontrollierten Volksrepublik am Mekong nimmt die Gewalt zu

BERLIN taz ■ Guerillaüberfälle im Hochland, eine Serie mysteriöser Bombenanschläge in der Hauptstadt Vientiane und ein Überfall auf eine Grenzstation im Süden erschüttern das verschlafene Laos. Am Montag explodierte in der Hauptstadt wieder eine Bombe – diesmal in der Hauptpost. Sieben Menschen wurden verletzt, drei davon schwer. Wieder blieben die Täter im Dunkeln. Erst am Sonntag war auf dem Flughafen in einer Toilette eine Bombe entschärft worden.

In dem bitterarmen Land jährt sich im Dezember zum 25. Mal der Sieg der „Revolutionären Demokratischen Volkspartei“, die in der Folge des Vietnamkriegs an die Macht kam. Zwar konnten im Nordosten Reste der Hmong-Guerilla, die vom CIA aufgebaut worden war, nie ganz besiegt werden. Doch sonst haben die Kommunisten seit 1975 die fünf Millionen Laoten völlig unter Kontrolle. Eine innenpolitische Opposition war lange Zeit unbekannt. Am 26. Oktober 1999 demonstrierten erstmals 50 Studenten in Vientiane und forderten politische Reformen. Sie wurden sofort verhaftet, fünf sind laut amnesty international spurlos verschwunden.

Im Januar überfielen Hmong-Guerilleros in der Provinz Xieng Khouang ein Dorf und töteten 17 Bewohner. Seitdem mehren sich Berichte über Guerillaüberfälle in der Region. Gerüchte kursieren über die Entsendung vietnamesischer Militärs. Seit März gab es mindestens sechs Granat- und Bombenanschläge in Vientiane und einem Hotel im Süden. Dabei starben bisher zwei Menschen, Dutzende wurden verletzt. Die Regierung macht Oppositionelle im Ausland verantwortlich oder einen Konkurrenzkampf unter Geschäftsleuten.

Anfang Juli überfielen 60 bewaffnete Laoten und Thailänder einen südlichen Grenzposten. Laotische Soldaten erschossen fünf Angreifer, Thailands Polizei verhaftete 27. Der Anführer der Gruppe sagte nach seiner Festnahme, Mitglieder einer laotischen Widerstandsbewegung hätten Leute in seinem Dorf angeworben. Ein Brief, der bei einem Festgenommenen gefunden wurde, soll auf eine Verbindung zu Exil-Laoten in den USA weisen. Die Regierung in Vientiane hält den Laoten Sisouk Saiyasaeng für den Drahtzieher. Er war zwar selbst nicht am Überfall beteiligt, besucht aber regelmäßig Thailand, Laos und die USA. Dort leben zahlreiche Laoten, darunter 250.000 Hmong. Sisouk soll die Widerstandsbewegung für den laotischen Ex-Prinzen Sauryavong Savang führen. Der lebt seit 1975 im französichen Exil, dementiert aber Verbindungen zu den Rebellen. Er will Laos „Freiheit, Frieden und Demokratie“ bringen.

Die Far Eastern Economic Review macht hingegen Laos’ Kommunisten selbst für die Gewalt verantwortlich. Vor dem wichtigen Parteitag im März lieferten sich Vietnam und China nahe stehende Fraktionen einen Machtkampf.

Laos steckt in einer schweren Wirtschaftskrise. Hoffnungen auf einen Auschwung durch eine wirtschaftliche Öffnung machte die Asienkrise zunichte. Seit 1998 ist Tourismus die Haupteinnahmequelle. Das offizielle Tourismusjahr 1999/2000 soll eine Million Besucher ins Land bringen. Doch jetzt wird befürchtet, Touristen und Investoren könnten ausbleiben, wenn die politische Instabilität bekannt wird. Die Regierung verhängte deshalb eine Nachrichtensperre. ANKE TIMMANN