Die Concorde bleibt unten

Die sechs Überschallflugzeuge der Air-France bekommen weiter keine Starterlaubnis. Untersuchungskommission will ihren Bericht über den Absturz bis Monatsende vorlegen

PARIS taz ■ Eine Woche nach dem Absturz einer Concorde bei Paris, bei dem 113 Menschen ums Leben kamen, bleiben die verbleibenden sechs Überschallflieger der Air France weiter am Boden. Das erklärte gestern der französische Verkehrsminister Jean-Claude Gayssot. Bis zu einer neuen Flugerlaubnis müssten „ausreichende Elemente“ über die „Verkettung von Ereignissen“, die zu dem Unglück führte, vorliegen, sagte er.

Die von Gayssot mit der Untersuchung und der Erarbeitung von Sicherheitsstandards für die Concorde beauftragte franco-britische Untersuchungskomission erklärte, sie werde ihren Bericht Ende August vorlegen. Die detaillierte Rekonstruktion des Unfalls könne jedoch noch Monate in Anspruch nehmen.

Die Kommission wird von der französischen Flugaufsichtsbehörde (DGAC) geleitet. Um „Interessenskonflikte zu vermeiden“ entband Verkehrsminister Gayssot den die Kommission präsidierenden Chef der DGAC, Alain Monnier, von bisherigen Ämtern. DGAC-Chef Monnier hatte bislang zugleich Führungsposten bei der Air France und der Pariser Flughafengesellschaft inne. Die übrigen Mitglieder der Untersuchungskommission stammen aus den beiden weltweit einzigen Fluggesellschaften, die die Concorde benutzen (AF und British Airways), aus dem Lager der Concorde-Konstrukteure (die nach Namensänderungen heute EADS in Frankreich und BA Systems in Großbritannien heißen) und von den beiden Triebwerkeherstellern (Rolls Royce und Specma).

Auch ohne detaillierte Rekonstruktion wird in Paris immer deutlicher, dass der Triebwerkschaden der verunglückten Concorde im Zusammenhang mit einem – oder mehreren – beim Start geplatzen Reifen steht. Wie schon bei früheren Zwischenfällen der Concorde, die nie zu Unfällen führten, perforierten Teile des bei 400 Stundenkilometern geplatzen Reifens die linke Tragfläche. Möglicherweise verlor die Concorde durch ein dabei entstandenes Loch in einem Treibstofftank viel Kerosin, möglicherweise kamen dabei auch andere Flugzeugteile zu Schaden. Laut Experten flankieren abgefallene Flugzeugteile den kurzen Weg der Concorde – und das schon ab der Startbahn.

In den USA erwägt gegenwärtig die Flugaufsicht (FAA), der eine Liste von 50 Pannen vorliegt, ein Landeverbot für die Concorde. Bloß die eiligen Briten lassen sich nicht beirren. Sie fliegen ihre Concordes seit dem Tag nach der Katastrophe, trotz einiger kleiner Zwischenfälle, unbeirrt weiter. DOROTHEA HAHN