Mut zur Selbständigkeit

■ Nach zehn Jahren Frauen-Branchen-Buch ist ein Netzwerk von mehr als 389 Unternehmerinnen und einer Auflage von 12.500 Exemplaren entstanden

„Früher war unser Frauen-Branchen-Buch immer so schön im Handtaschenformat“, sagt Andrea Buchelt, eine der Herausgeberinnen. Dabei denkt sie an Zeiten zurück, als das Infoheft noch in den Startlöchern stand. Über DIN A5 mutierte es in den letzten zehn Jahren dann zum DIN A4 Magazin, 389 Unternehmerinnen sind hier mittlerweile zu finden. Von Ärztinnen und Tischlerinnen über Immobilienmaklerinnen bis zu Logopädinnen und Künstlerinnen ist im Frauen-Branchen-Buch fast jede Richtung vertreten. „Durch dieses Heft ist ein wahres Frauennetzwerk entstanden“, freut sich Buchelt. Auf 12.500 Exemplare bringt es die aktuelle Ausgabe. Sinn des Ganzen: Mit dem Buch können sich Frauen gegenseitig stärken, indem sie ihre Aufträge untereinander verteilen.

Den Erfolg und vor allem das zehnjährige Jubiläum feiern die Herausgeberinnen jetzt mit einer besonderen Ausstellung. Unter dem Titel „Stark. Mutig. Einfallsreich“ werden von Montag, 7. August, bis Sonntag, 20. August, in der Unteren Rathaushalle in Bremen zwölf Frauen vorgestellt, die als erfolgreiche Unternehmerinnen in die Geschichte eingegangen sind. „Damit haben wir zum ersten Mal mit einer kleinen Laterne in ein tiefes Dunkel geleuchtet“, sinniert Buchelt.

Ein halbes Jahr forschte Christine Holzner-Rabe, wissenschaftliche Beraterin der Ausstellung, nach den Unternehmerfrauen. „Über Männer findet man ständig alte Sachen auf irgendwelchen Dachböden oder in Archiven. Bei Frauen wurde immer gleich alles weggeschmissen“, hat sie dabei herausgefunden. Das könnte auch ein Grund dafür sein, warum die Ausstellung zwar mit dreidimensionalen Exponaten bestückt sein wird, diese jedoch in den meisten Fällen nicht original sind. „Wir haben da jetzt nicht das echte Handtuch von Ärztin Anna Stemmermann hängen, sondern einfach eines aus der Zeit. Es geht ja aber auch hauptsächlich um das Verständnis“, erklärt Holzner-Rabe. Von der Diskussion, dass immer alles authentisch sein muss, hält sie allerdings nichts. „Deswegen taucht das Thema Frauen nämlich nur so selten in Ausstellungen auf“, meint sie.

Zu jeder der zwölf Frauen ist den Organisatorinnen etwas eingefallen: In den Schaukasten der Fuhrunternehmerin Metta Cordes werden Tabakblätter gelegt, von der Drehorgelverleiherin Clara Hocke gibt es (hier sogar mal originale) Orgelpfeifen zu sehen. Und als „Ausflug in den traditionell weiblichen Bereich“, bezeichnen die Damen den Kasten von Textilunternehmerin Emma Heins: Knöpfe, Borte und Spitzen.

Von der Ausstellung erhofft sich Hilde Adolf, Bremer SPD-Frauensenatorin, dass die weibliche Bevölkerung mehr Mut zur Selbständigkeit aufbringt – obwohl das schon ganz gut zu laufen scheint. „50 Prozent der bewilligten Anträge auf Existenzgründung wurden in Bremen von Frauen gestellt. Das ist bundesweiter Rekord“, berichtet sie. In den 19 Jahren, in denen solche Programme existieren, sind das immerhin 226 Frauen gewesen.

Nur eins stört die Organisatorinnen jetzt noch an dem ganzen Projekt. Buchelt: „Wir wollten alles nur mit Frauen realisieren. Für die Internetsache und den Filmdreh mussten wir aber doch an Männer rantreten. Das ärgert mich tierisch.“

glo

„Stark. Mutig. Einfallsreich“ ist täglich von 10 bis 18 Uhr geöffnet. Weitere Informationen gibt es auf der Web-Site www.starkmutigeinfallsreich.de .