Skater bald auf der Straße

Auch die CDU-Fraktion befürwortet einen Modellversuch, bei dem Inline-Skates als Verkehrsmittel zugelassen werden. Verkehrsverwaltung: Der Testlauf könnte noch in diesem Sommer starten

von RICHARD ROTHER

In Berlin könnte bald eine Modellstrecke für Inline-Skater ausgewiesen werden. Bei einer Expertenanhörung im Abgeordnetenhaus einigten sich die CDU-Fraktion und Vertreter von Interessenverbänden darauf, auf einer Verbindung von Tempo-30-Zonen versuchsweise eine Route für Skater einzurichten.

Nach Angaben von Alexander Kaczmarek, verkehrspolitischer Sprecher der CDU-Fraktion, liegt es in der Hand der Straßenverkehrsbehörde, das Modellprojekt zu genehmigen. Der Koalitionspartner SPD habe bereits seine Zustimmung signalisiert. Dem SPD-Verkehrsexperten Christian Gaebler geht der CDU-Vorschlag, nach dem mehrere Routen durch die Stadt für Skates zugelassen werden sollen, aber nicht weit genug. An den Septemberwochenenden sollten sämtliche Tempo-30-Zonen der Stadt für Blader geöffnet werden. Radwege und Busspuren seien als Verkehrsraum für Inlineskater nicht geeignet, so Gaebler.

In der Verkehrsverwaltung sei in der Skater-Frage eine „wohlwollende Leitlinie“ entwickelt worden, hieß es gestern in Behördenkreisen. Skates als umweltfreundliches Verkehrsmittel sollten besonders gefördert werden. Ein Modellversuch, Skates in bestimmten Tempo-30-Zonen zuzulassen, soll noch in diesem Sommer gestartet werden. Einzelheiten stehen allerdings noch nicht fest. Bei dem Versuchsareal könne es sich aber um ein größeres innerstädtisches Gebiet handeln, hieß es.

Jan-Philipp Sexauer, Veranstalter der Blade Night, glaubt, dass die Zahl der Inline-Skater in den kommenden Jahren noch zunehmen wird. Die Skates seien ein umweltfreundliches Verkehrsmittel, das den Stadtbewohnern die Möglichkeit gebe, sich körperlich zu bewegen. Er forderte, die Skater wie Radfahrer auf öffentlichen Straßen fahren zu lassen. Nach dem geltenden Verkehrsrecht sind Skater Fußgänger und müssen auf den Gehweg fahren. Das Bundesamt für Straßenwesen führt derzeit eine groß angelegte Untersuchung über Art und Umfang des Skatings in Deutschland durch. Dabei soll geklärt werden, ob die Straßenverkehrsordnung zugunsten der Skater geändert werden soll. Erste Untersuchungsergebnisse werden zum Jahresende erwartet.

Nach einer Emnid-Umfrage gibt es mittlerweile mehr Inline-Skater als Fußballer. 10 Millionen Menschen in Deutschland fahren regelmäßig auf den acht schnellen Rollen. 17 Prozent der Bundesbürger ab 14 Jahren nutzen mindestens einmal im Monat die Skates, Fußball spielen nur 16 Prozent.

„Inline-Skates sind Sportgeräte und haben auf der Straße nichts zu suchen“, meinte gestern aber der Vorsitzende der Innung des Berliner Taxigewerbes, Wolfgang Wruck. Die Skater gefährdeten häufig andere Verkehrsteilnehmer. Viele Skater könnten nicht einmal bremsen. Auch die BVG wandte sich gegen den Vorschlag, Skater auf den Busspuren fahren zu lassen. „Wir wollen Fahrgäste transportieren, und zwar so schnell wie möglich“, sagte eine Firmensprecherin. Dabei könnten Skater ein Hindernis sein.