Blondiertes Haupthaar gegen schnelle Stürmer

■ Deutschlands Hockey-Herren gewannen Hamburger Vier-Nationen-Turnier

Der Jubilar hatte es geahnt. „Meistens“, bilanzierte Michael Green nach seinem 200. Länderspiel, „gehen solche Ereignisse daneben.“ Die 2:3-Niederlage beim Vier-Nationen-Turnier auf der Anlage des Uhlenhorster HC bildete gestern keine Ausnahme. Auch Greens Premiere, 1993 in Celle gegen Großbritannien, wurde schließlich mit eben jenem Resultat verloren.

Der Defensivspezialist vom Harvestehuder THC ist seither eine der wenigen Konstanten in der Auswahl des Deutschen Hockey-Bundes, die bei den Olympischen Spielen zum Favoritenkreis gezählt wird. Am Freitag wurde mit Großbritannien immerhin ein Gruppengegner in Sydney mit 6:1 bezwungen. Gegen Südkorea spielte das Team zumindest „in der zweiten Halbzeit sehr gut“, lobte Bundestrainer Paul Lissek. Dass sein Team gegen den Asienmeister nach nur 13 Minuten mit 0:2 zurücklag, hatte mit der Offensivtaktik zu tun, die Lissek den Seinen verordnet hatte. „Wir wollten den Zuschauern etwas bieten“, verriet er.

Die Probe mit dem Pressing-System ging gegen die beiden schnellen koreanischen Angreifer Seung Tae Song und Keon Wook Kang allerdings gründlich daneben. „Denen darf man keinen Platz lassen“, war Lissek hinterher schlauer. Was den Coach allerdings mehr interessierte, war die Reaktion seiner Spieler, die eine halbe Stunde auf sich warten ließ: Das junge deutsche Team holte in der 32. Spielminute die erste Strafecke heraus, die den überraschenden Ausgleich brachte.

Die zweite Hälfte bot das beste Hockey des Turnierverlaufs. Die DHB-Auswahl hatte zahlreiche Chancen auf dem Schläger, doch die Kugel flog beharrlich neben das Tor. „Normalerweise“, wusste Lissek, „können meine Spieler das.“ Die Koreaner hingegen konnten es: In der 43. Minute erzielte Wonn Kon Yeo den Siegtreffer für die Publikumslieblinge.

In der nächsten Woche wird Lissek sein 16-köpfiges Olympia-Aufgebot benennen. Der Name Michael Green wird auf der Liste stehen. „Meine Leistungskurve“, so der Hamburger, „zeigte in den letzten Jahren stets nach oben.“ Und auch um den Pop-Star-Faktor im Team scheint sich der 28-Jährige zu sorgen. In Wellingsbüttel präsentierte sich der angehende Arzt mit blondiertem Haupthaar. „Ich wollte das noch einmal machen“, erhellte Green, „wenn ich im Oktober im Marienkrankenhaus arbeiten werde, geht das nicht mehr.“ Doch kreischende Fans, die das schrille Outfit bejubelt hätten, hatten um den Kunstrasen einen weiten Bogen gemacht. Zu selten läuft das Stockballspiel im Fernsehen, als dass auch Nicht-Hockeyspieler bei einem Turnier mit vier Teams der Weltspitze vorbeischauen würden.

Es hätte sich gelohnt: Alles geht „drei- bis vier Mal so schnell wie in der Bundesliga“, schwärmte Green von der „Herausforderung, gegen die Besten zu spielen“. Dabei dürfte in naher Zukunft nichts schief gehen. Denn bis zum nächsten Jubiläum müssen gottlob wieder 50 Länderspiele vergehen. Die abschließende Begegnung gegen Weltmeister Niederlande wurde auch wieder gewonnen (2:1), was gleichzeitig den Turniersieg bedeutete. Matthias Greulich

Endstand: 1. Deutschland; 2. Südkorea; 3. Großbritannien; 4. Niederlande