Familienpackungen und vierzehn Sorten Oliven

Im ehemaligen Fox-Markt an der Kottbusser Brücke gibt es jetzt ein Kaufhaus mit einem einzigartigen Sortiment: Das „Adese“ bietet Produkte aus der Türkei, kombiniert mit deutschen Supermarktartikeln, „nach türkischem Geschmack ausgesucht“. Zwei weitere Filialen sind geplant

Putzmittel. Beim Betreten des Kaufhauses riecht es nach Putzmitteln. Doch der Geruch hält nicht lange vor. Ein paar Schritte weiter steht man zwischen Äpfeln, Tomaten, Melonen und Bananen, die in der Obstabteilung auf Käufer warten. Gleich dahinter schließt sich die Reinigungsmittelabteilung an. Daher also kam der Geruch. Es folgen Regale, Ständer und Kisten voll von deutscher und türkischer Ware. Das Kaufhaus „Adese“ an der Kottbusser Brücke eröffnete in der vergangenen Woche mit einem bislang einmaligen Sortiment: Ein großes Angebot an türkischen Produkten wird mit deutschen Supermarktartikeln kombiniert.

Nescafé neben türkischem Mokka, klassische Gebäckmischungen neben Ülkür-Bisküri-Keksen, Schrippen neben Fladenbrot. Zwischen Fleisch- und Fischtheke gibt es Schafskäse, Weinblätter und Oliven. Vierzehn verschiedene Sorten: runde und ovale, runzelige und prall glänzende, hellgrüne und tiefbraune. Christine Hecke, 22 Jahre, steht hinter dem Tresen: „Das ist neu für mich. Ich weiß zwar, was es gibt, aber zum Glück haben wir auch Listen, wo alles draufsteht.“ In den Kühlregalen stapeln sich Kilodosen Schafskäse und Jogurt in Eimern. Schwarzer Tee, Reis und Nudeln gibt es nur in Familienpackungen: ab einKilo aufwärts. „Für die Deutschen sind die Portionen zu groß, die türkischen Familien sind größer“, sagt eine Mitarbeiterin, die an einem Stand verschiedene Sorten Käse und Brot zum Probieren anbietet. Sie findet nichts Besonderes an diesem Kaufhaus. „Das, was es hier gibt, das gibt es auch in anderen türkischen Märkten“, sagt sie und zuckt mit den Schultern.

Auf den zwei Etagen des ehemaligen Fox-Marktes werden Lebensmittel, Kleidung, Haushaltswahren und Spielzeug angeboten. Ein Restaurant ist noch in Planung. „Das ist kein türkisches Kaufhaus. Es gibt viel deutsche Waren, die nach türkischem Geschmack ausgesucht worden sind, und Sachen direkt aus der Türkei“, sagt Hüseyin Yilmaz, der Filialleiter. Man wolle alle Kunden ansprechen: „Zwischen Deutschen und Türken machen wir keinen Unterschied. Hier leben viele kosmopolitische Leute, für die unser Angebot von Interesse ist.“ Zwei weitere Filialen seien geplant.

Ein türkisches Ehepaar schlendert durch die Reihen. Bleibt stehen, diskutiert, vergleicht und nickt zustimmend. „Die Preise sind gut“, sagen sie und biegen zu den Suppen ab. Einen Gang weiter steht Renate Schmidt, eine 59-jährige Berlinerin, vor der Kühltheke und freut sich, dass sie Ayran, ein Jogurtgetränk, gefunden hat. „Das kenne ich noch aus dem Urlaub, wir sind große Türkei-Fans“, erzählt sie und schiebt ihren Einkaufswagen an zwei jungen Männern vorbei, die hinter einer Glastheke Goldschmuck anbieten.

Rolltreppe aufwärts, im zweiten Stock, wird es bunt: Hellblaue und rosa Kronleuchter mit goldenem Gestänge hängen an der Decke. Bonbonfarbene Kindermode hängt neben dunklen Herrenanzügen. Mädchencliquen mit Kopftüchern stöbern zwischen Geschirr, Töpfen und Glasschüsseln, ein kleiner Junge rennt kreischend um ein Spielzeugregal. 60 Mitarbeiter mit „Adese“-Namensschildern laufen zwischen den Regalen umher, stapeln und stopfen stumm vor sich hin. Einer flucht: „Ich krieg heut noch die Krise!“ Bei so viel Betrieb ist kein Durchkommen mit seiner Sackkarre.

An der Kasse stehen die Kunden Schlange: türkische Familien, Ehepaare, Mütter mit Kindern. „Schön hier. Ich hab mich erst mal umgeguckt“, sagt eine alte Dame in der Schlange. „Das Fleisch ist günstig“, fügt sie hinzu. Ein Familienvater, bepackt mit unzähligen Tomaten, lässt sie vor. Schließlich kauft sie nur ein Päckchen Knäckebrot.

EVA KÜHNEN