Teure Bahnfahrkarten

Der Sender Freies Berlin bezahlte für Produktionen, die es so gar nicht gab. Jetzt ermittelt die Kriminalpolizei

BERLIN taz ■ Beim Sender Freies Berlin (SFB) ist am heiligen Sonntag wenig zu erfahren: Die interne Überprüfung, hieß es gestern, dauere noch an. Bei dieser geht es immerhin um den Verdacht eines Betruges mit mindestens sechsstelliger Schadenshöhe; die bislang untern Teppich gekehrten Ermittlungen des Landeskriminalamtes fanden via Spiegel den Weg an die Öffentlichkeit.

Der krisengeschüttelte „Hauptstadtsender“, ARD-Sorgenkind und finanziell am Tropf der reicheren Anstalten hängend, vertröstete auf den Abschluss der Revision nach der Sommerpause und beließ es bei einer knappen Bestätigung derDarstellungen des Magazins:

Über die Sendertochter SFB-Werbung sollen über 200.000 Mark für Produktionen geflossen sein, die es gar nicht gab. Wie der Spiegel berichtet, war das Geld für sieben Folgen der ARD-Serie „Bahnfahrten“ bestimmt, die der SFB für das Nachtprogramm im Ersten beisteuert. Den Auftrag übernahm die Berliner Produktionsfirma Happy End, geplant waren Drehs in Fernost und den USA. Gedreht worden mag sein, allein an Programm lieferte Happy End offenbar nichts Verwertbares ab. Rückzahlungen an den SFB gab es auch nicht.

Dennoch erhielt Happy End laut Spiegel auch nach dem Debakel den Folgeauftrag (Wert: 240.000 Mark) für die Eisenbahnfan-Reihe „Die schönsten Bahnstrecken Europas“.

Und noch ein Fall zeugt von gewolltem Missmanagement beim SFB: 1999 stellte die Anstalt einer Produktionsfirma für ein Video zum 10. Jahrestag des Mauerfalls lediglich 100 Mark Lizenzgebühren pro Minute benutzten SFB-Materials in Rechnung. Üblich ist mindestens das Fünffache, außerdem macht die Produktion den eigenen SFB-Kaufvideos Konkurrenz.