Ein Planet in der Nachbarschaft

Für Science-Fiction-Fans: Astronomen entdecken erstmals einen Sonnentrabanten in nur zehn Lichtjahren Entfernung. Eventuell schießt das Weltraumteleskop Hubble ein Foto

BERLIN taz ■ Darauf haben Astronomen genauso wie Science-Fiction-Fans seit langem gewartet: Ein Planet in einem Sonnensystem in der Nachbarschaft des unseren wurde mit Sicherheit nachgewiesen – so nahe, dass ein Besuch dort Science-Ficion-Fans schon als nicht völlig utopisch erscheint. Der betreffende Stern Epsilon Eridani ist laut dem Finderteam der University of Texas schlappe 10,5 Lichtjahre von der Erde entfernt und ist eines der zehn sonnennähesten Systeme.

Der Trabant im Nachbarsystem ist wohl etwas gößer als unser Planet Jupiter und kreist etwas näher als dieser um seine Sonne Epsilon Eridani. Es ist bei weitem nicht der erste entdeckte Planet außerhalb unseres Sonnensystems. Einige Dutzend wurden schon über Unregelmäßigkeiten in der Bahn ihrer Sonnen nachgewiesen (Datenbank: www.obspm.fr/encycl/encycl.html). Doch ist der Riese von Eridani so nah, dass er theoritsch vom Weltraumteleskop Hubble fotografiert werden kann. Denkbar sind auch Aufnahmen mit kommenden, noch besser auflösenden Teleskopen.

Es wäre das erste wirkliche Foto eines fremden Planeten. Wahrscheinlich würde nicht mehr als ein winziger verschwommener Fleck auf den Fotoplatten zu sehen sein. Doch das reicht den Astronomen, um grob seine Eigenschaften und die Zusammensetzung der Atmosphäre zu bestimmen.

Epsilon Eridani hat schon länger die Fantasie von Science-Fiction-Fans beschäftigt. Die Sonne ist der unseren sehr ähnlich. Infrarotmessungen ließen ein Planetensystem vermuten.

Eine Reise über die Distanz von 10,5 Lichtjahren (etwa 100 Milliarden Kilometer) würde mit der derzeitigenTechnik allerdings Tausende von Jahren dauern. Selbst wenn die Raumfahrt riesige Fortschritte machte und die Fahrt in einer Lebensspanne möglich wäre, gibt es noch ein Problem: Das System Epsilon Eridani hat nach Schätzung der Astronomen erst eine Milliarde Jahre auf dem Buckel – im Gegensatz zur Erde mit ihren etwa 4,5 Milliarden Jahren. Wenn die Entwicklung im Sternbild Eridani ähnlich schnell vor sich ging wie hier, wären die Wesen dort noch Einzeller. Bestenfalls.

Ob sich die Reise für eine Unterhaltung mit diesen Epsilanern lohnt, müssen dann unsere Nachfahren unterscheiden. Aber bis dahin haben die Astronomen vielleicht einen Planeten in einem Nachbarsystem gefinden, das ähnlich alt ist wie das unsere.

REINER METZGER