Sprengstoff-Fund bei Polizist

Polizei-Azubi versteckte Bombenmaterial und machte rechte Sprüche. Heute zudem Prozess gegen mutmaßlichen Rechtsradikalen, der Sprengstoffanschlag plante

Bei einem Kommissaranwärter hat die Polizei Sprengstoff und Waffen gefunden. Dem Polizisten war zuvor vorgeworfen worden, während einer Unterrichtsstunde an der Fachhochschule für Verwaltung und Rechtspflege „ausländerfeindliche, antisemitische sowie frauenfeindliche Sprüche“ gedroschen zu haben. Daraufhin durchsuchte die Polizei seine Wohnung. Das teilte das Verwaltungsgericht gestern mit. Die Polizeipressestelle sprach nur von Patronenhülsen und Nebelwurfkörpern.

Die Polizei gab den Vorfall, der sich bereits am 1. Juli ereignet hatte, vor der gestrigen Veröffentlichung durch das Verwaltungsgericht nicht bekannt und nannte auch keine Einzelheiten über die Art des Sprengstoffes, die Waffen und mögliche Motive des Azubis. Dieser hat unterdessen den Besitz von Waffen und Sprengstoff zugegeben. Allerdings erklärte der junge Mann, er habe die ausländerfeindlichen Sprüche als SMS-Nachrichten auf seinem privaten Computer empfangen und ausgedruckt. Mit Hilfe dieser Ausdrucke habe er mit seinen Kollegen über eine strafrechtliche Relevanz dieser Äußerungen sprechen wollen.

Die Polizei suspendierte den Auszubildenden. Dagegen klagte dieser vor dem Verwaltungsgericht – ohne Erfolg. Gegen den angehenden Polizeikommissar, der in einem Beamtenverhältnis auf Widerruf steht, leitete der Polizeipräsident zudem ein Verfahren zu seiner Entlassung ein.

Dieser Fall hat nach Angaben der Polizeipressestelle nichts mit dem Berliner Polizisten zu tun, der Ende Juli telefonisch gedroht haben soll, dass es in der Hauptstadt Tote geben werde „wie im September 1980“. Bei dem rechtsradikalen Anschlag mit einer Mörsergranate waren damals während des Oktoberfestes 13 Menschen ums Leben gekommen. Neue Erkenntnisse zu dem Drohanruf lagen gestern nicht vor. Der Polizist, der in der Nähe von Potsdam wohnt, hatte wenige Stunden nach dem Bombenanschlag von Düsseldorf im Potsdamer Polizeipräsidium angerufen, bei dem Ende Juli zehn Menschen verletzt worden waren und eine hochschwangere Frau ihr Baby verloren hatte. Die Polizei hatte festgestellt, dass der anonyme Drohanruf von seinem Telefonapparat abgegeben worden war. Der Polizist behauptet jedoch, dass jemand seinen Telefonanschluss für diesen Anruf manipuliert habe. Wie der Polizeikommissar-Anwärter ist auch dieser Beamte vom Dienst suspendiert worden.

Vor dem Landgericht beginnt heute ein Prozess um einen geplanten Sprengstoffanschlag eines mutmaßlichen Rechtsextremisten. Dem 22-jährigen Berliner wird vorgeworfen, eine Rohrbombe gebastelt zu haben. Er habe damit das Auto eines „Linken“ in die Luft sprengen wollen.

Der Angeklagte hatte die Bombe im Keller seiner Wohnung in Treptow verwahrt. Bei einer Hausdurchsuchung im Juni soll die Polizei neben der Bombe noch rund 1.000 Aufkleber mit Hakenkreuzen sowie ausländerfeindlichen und antisemitischen Parolen gefunden haben. PHILIPP GESSLER