Arbeitsmarkt entspannt sich

Im Juli ging die Arbeitslosenquote erneut zurück. Bei den Ausbildungsplätzen bleibt die Lage aber angespannt: Knapp 29.000 Jugendliche suchen noch eine Lehrstelle

Auf dem Arbeitsmarkt sind erste Anzeichen der Besserung zu erkennen. Im Juli ist die Zahl der Arbeitslosen in Berlin und Brandenburg im Vergleich zum Vorjahresmonat erneut gesunken. 483.000 Menschen waren Ende Juli arbeitslos gemeldet. Das waren knapp 11.000 weniger als vor Jahresfrist, teilte das Landesarbeitsamt gestern mit. Die Arbeitslosenquote sank damit um 0,5 Prozentpunkte auf 16 Prozent. Saisonbedingt ist die Arbeitslosigkeit im Vergleich zum Juni allerdings gestiegen. Dabei spielen vor allem die quartalsbedingten Kündigungen eine Rolle. Angespannt blieb die Lage auf dem Ausbildungsmarkt. Ende Juli suchten noch knapp 29.000 Jugendliche eine Lehrstelle, etwas mehr als vor einem Jahr.

Klaus Clausnitzer, Präsident des Landesarbeitsamtes, zog gestern eine vorsichtig positive Bilanz. „Die Zahlen auf dem Arbeitsmarkt lassen vermuten, dass wir in Berlin die Talsohle erreicht haben.“ Das ist fast schon Understatement. Denn real ist die Arbeitslosigkeit sogar noch etwas weiter zurückgegangen. Immerhin wurden im Juli rund 22.000 Personen weniger durch arbeitsmarktpolitische Programme der Nürnberger Bundesanstalt gefördert als noch vor einem Jahr. Trotz der Kürzung bei der Arbeitsmarktpolitik war also ein Rückgang der Arbeitslosigkeit zu verzeichnen. Im Umkehrschluss hieße das: Wären die arbeitsmarktpolitischen Maßnahmen der Bundesanstalt und vor allem der Länder – in Berlin gab es einen Rückgang um rund 7.000 – konsequent fortgesetzt worden, so wäre der Rückgang der Arbeitslosigkeit deutlicher ausgefallen. Im kommenden Jahr will der Senat nach eigenenen Angaben noch einmal mehr als 50 Millionen Mark bei der Arbeitsförderung einsparen.

Das Landesarbeitsamt wies gestern auf die nach wie vor hohe Bedeutung der Arbeitsmarktpolitik hin: Neben vermehrten Arbeitsaufnahmen habe sich die im Vergleich zum Juni gestiegene Entlastung durch die Arbeitsmarktpolitik positiv ausgewirkt. Darüber hinaus sei die wirtschaftliche Entwicklung in der Region zunehmend aufwärts gerichtet. Allerdings reiche dies für einen konjunkturell bedingten Rückgang der Arbeitslosigkeit noch nicht aus. Nach wie vor ist Berlin im bundesweiten Vergleich eines des Schlusslichter beim Wirtschaftswachstum. Während die Forschungsinstitute bundesweit ein Wachstum von mehr als 2,5 Prozent erwarten, sind es in Berlin nur rund 1,5 Prozent.

Wirtschaftssenator Wolfgang Branoner gab sich gestern optimistisch. Die Auftragseingänge der Berliner Unternehmen hätten sich in jüngster Zeit günstig entwickelt. Berlin profitiere darüber hinaus von den Impulsen durch den Regierungsumzug und vom ungebrochenen Aufschwung beim Tourismus und dem Hotel- und Gaststättengewerbe. RICHARD ROTHER