Uni mit Tochter

Die Rheinisch-Westfälische Hochschule in Aachen will über eine Weiterbildungs-GmbH das Niveau der Uni versilbern

AACHEN taz ■ Rund 85 Milliarden Mark soll der deutsche Weiterbildungsmarkt schwer sein. Ein Riesenmarkt, der, solange das Credo des lebenslangen Lernens gilt, so schnell nicht stagnieren wird. Auch die Universitäten entdecken jetzt die Weiterbildung – um Image und Haushalt gleichermaßen zu verbessern. „Weiterbildungsangebote gibt es in Deutschland wie Sand am Meer“, sagt Jürgen Keßler. Er meint: Es gibt kaum exzellente.

Der ehemalige Kanzler der Rheinisch-Westfälisch Technischen Hochschule (RWTH) Aachen ist seit Ende Juni Geschäftsführer der Aachen Global Academy GmbH. Mit Hilfe der von der Hochschule gegründeten GmbH wollen die Aachener sich eine Scheibe vom großen Weiterbildungsmarkt abschneiden.

Mit der Gründung einer eigenen GmbH zur Vermarktung von Zusatzqualifikationen nimmt die RWTH eine Vorreiterrolle in Deutschland ein. Das Erfolgsrezept: „Mit einem besonders hohen Qualitätsstandard überzeugen.“ Dazu hat die GmbH einen Kooperationsvertrag mit der Hochschule geschlossen. Sie will das Niveau der international renommierten Hochschule nutzen. Die Absolventen der Aachen Academy sollen ein besonderes Hochschulzertifikat der Uni erhalten. „Damit können wir uns klar von unseren Wettbewerbern abgrenzen“, meint Keßler.

RWTH-Rektor Burkhard Rauhut strebt eine weltweite Vermarktung der wissenschaftlichen Weiterbildung an. Dabei sollen auch „die hervorragenden Beziehungen der RWTH in die Wirtschaft“ (Rauhut) helfen.

Der Schwerpunkt der Weiterbildungsangebote der neuen Akademie soll in erster Linie bei den Ingenieur- und Naturwissenschaften liegen. „Die Entwicklung gerade in diesem Bereich ist rasant, doch das Angebot an Weiterbildung hält in keiner Weise Schritt“, sieht Rektor Rauhut die Chancen für das neue Konzept der Aachener.

Wird das ganze Projekt ein Erfolg, kann sich der Rektor gleichzeitig auch noch über einen warmen Geldregen in die Hochschulkasse freuen. Alle Einnahmen der Qualifizierungs-Tochter der Uni fließen zurück in die Kasse der Rheinisch-Westfälischen Hochschule. CLAUDIUS NIESSEN