Rosa Urlaubsbrille

■ Tourismus für Lesben und Schwule ist Wirtschafts- und Imagefaktor in Hamburg. Broschüre wirbt um BesucherInnen

Schwule und Lesben als Wirtschaftsgröße, Homofreundlichkeit als Image, mit dem eine Stadt sich schmücken kann – nirgendwo wird das deutlicher als beim Christopher Street Day (CSD). Logisch, dass der CSD auch das Hauptereignis ist, mit dem die Tourismuszentrale Hamburg (TZH) homosexuelle TouristInnen in die Hansestadt lo-cken will. Standortfaktor Schwul-sein – wenn am Wochenende das Ledertreffen auf der Cap San Diego steigt, ist völlig klar, dass dafür auch touristisch im Vorfeld geworben wird.

Das Konzept der TZH sieht vor, Hamburg als „gay-friendly“ darzustellen und gleichzeitig „nicht als explizit homosexuelles Reiseziel auszuloben, sondern die vielfältige Zielgruppe der Schwulen und Lesben professionell zu integrieren“. So wirbt die Tourismus-Zentrale bei anderen CSDs in Deutschland mit einer Broschüre, bei der Ledertreffen und Schwullesbische Filmtage genauso als Attraktion aufgezählt werden wie das Alstervegnügen oder der Architektursommer. „Damit können wir die Stadt natürlich als weltoffen und tolerant präsentieren“, sagt Martina Karena Schneider, Sprecherin der TZH.

„Die Werber haben im vergangenen Jahr gemerkt: Hier läuft etwas an uns vorbei, und sind daraufhin eingestiegen“, hat Peter Langanka, Sprecher des CSD in Hamburg, beobachtet. Schneider legt Wert darauf, Schwule und Lesben darauf hinzuweisen, dass „es eben nicht nur St. Georg ist, das für sie interessant ist“. Nichtsdestotrotz liegt der Schwerpunkt der touristischen Infrastruktur – vom Reiseveranstalter bis zum Hotel Königshof – nach wie vor auf dem Viertel hinter dem Hauptbahnhof.

Laut Schneider war Hamburg die erste deutsche Großstadt, die Schwule als „Zielgruppe entdeckt hat“. Dem widerspricht Langanka allerdings heftig: „Berlin ist einfach eine ganze Ecke weiter als wir.“ Woran das liegt, da sind sich Schneider und Langanka aber wieder einig: „Die haben in der Hauptstadt ein ganz anderes Potenzial“ – und das heißt: mehr Geld. aha