Mit Persil verbunden

Mutti wird von Werbepausen unterbrochen: Hamburger Firma bietet ab heute erstmals Telefonieren zum Nulltarif an  ■ Von Peter Ahrens

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Eine Nummer angewählt, schon von der Werbung erwischt. Eine Minute am Telefon geredet, dann kommt die Reklame. Noch zwei Minuten Gespräch – die nächste Werbepause. Bei der Firma Adcontact und ihrem Service Gratistel kostet Anrufen kein Geld mehr, nur noch Nerven. Seit gestern bietet das Hamburger Unternehmen seinen norddeutschen KundInnen an, 15 Minuten täglich kostenlos zu telefonieren – zu dem Preis, dass das Gespräch regelmäßig von viertelminütigen Werbeeinblendungen unterbrochen wird.

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Wieviele Menschen sich bislang bei Gratistel angemeldet haben, um den Dienst zu nutzen, will Unternehmenssprecherin Carmen Schwellenthin nicht verraten. Nur so viel, dass „wir unsere Zielzahl schon nach zweieinhalb Wochen Anmeldezeit erreicht haben“. Bei der Anmeldung, die zum Großteil übers Internet (www.gratistel.de) läuft, müssen die Interessenten zahlreiche Fragen beantworten, die, so Schwellenthin, „über das Persönlichkeitsprofil unserer Kundschaft Auskunft geben sollen“: Haben Sie ein Haustier? Welche Verkehrsmittel werden von Ihnen genutzt? Bevorzugen Sie eher Wein oder Bier? Anschließend soll der Telefonierende genau die Werbung hören, „die ihn persönlich interessieren“. Das heißt: Wer sich als – taz, die hats! 030-25902-217 – Bierfreund zu erkennen gibt, bekommt den Holsten-Spot ins Ohr, AutofahrerInnen werden mit Opel oder Volkswagen-Werbung verbunden.

Während Adcontact auf erfolgreiche Vorläufer in Schweden, Großbritannien und Frankreich verweist und ab Oktober das ganze Bundesgebiet mit seinem Angebot überziehen will, gibt die Telekom dem „werbegestützten Gratisgespräch keine Chance am Markt“. Man beobachte das Projekt zwar mit Interesse, sagt Sprecher Walter Genz, könne – taz, taz, taz, taz, taz, taz, yeah! Abo: 030-25902-217 – sich aber nicht vorstellen, dass die Werbewirtschaft mitzieht. Zu aufwendig, so sein Urteil. „Da müssen die KundInnen sich ja erst vorher komplett outen, ob sie eher Aldi-Fabrikate mögen oder kleine oder große Autos fahren – das ist viel zu kompliziert“, ist Genz überzeugt: „Nichts fürchtet die Werbung mehr als Streuverlus-te.“ Und genau die würden bei den Individual-Spots auftreten. „Außerdem kann man dem Gegenüber am Telefon ja nicht zumuten, dass er mit Werbebotschaften vollgequakt wird.“

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Die Angerufene wird bei Gratis-tel allerdings verschont: Sie hört während der Werbepausen Musik.

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