TÜV-Teststrecke mit Stadtvillen geplant

■ Das TÜV-Gelände in Hastedt soll tatsächlich ein Mischgebiet werden / Doch bis dahin müssen die Investoren noch „einige dicke Brocken“ bewegen

Der Autosattler Peter Wendt residiert in einer der alten Wehrmachtsgaragen unweit des TÜV-Hochhauses in Hastedt, genau dort, wo sein Onkel vor 50 Jahren den kleinen Betrieb gegründet hat. „Ich will hier auf dem Gelände bleiben“, sagt er, und er sagt es ganz ruhig, obwohl er eine Kündigungsfrist von nur drei Monaten hat. An das Gefühl der Ungewißheit, was mit dem TÜV-Gelände geschieht, hat er sich schon lange gewöhnt.

Jetzt wollen eine Arbeitsgemeinschaft der Wohnungsbaugesellschaften Gewoba und Bremische sowie die Baubetreuungsgesellschaft Peter Riggers 160 Millionen Mark (Riggers) in das 4,5 Hektar große Areal investieren und ein städtebauliches Mischgebiet schaffen. Das TÜV-Gelände, das sich noch im Besitz der Stadt befindet, war zunehmend brach gefallen, nachdem erst die Kfz–Zulassungsstelle, später dann auch die Bereitschaftspolizei weggezogen waren. Jetzt müssen sich die Baugesellschaften, die bereits im Rahmen eines Fachtages im Frühjahr für einen Nutzungs-Mix aus Wohnen und Arbeiten plädiert hatten, einiges einfallen lassen, um zu einer guten Lösung zu finden.

Eine Ursache: Die Wirtschaftsförderungsgesellschaft (Wfg), die als Tochter der BIG das Areal vermarktet, befürwortet einen Bestandsschutz für die gesamten vor Ort befindlichen TÜV-Einrichtungen – also auch der mögliche Wohn-Nutzungen empfindlich störenden Prüfstrecke. Dieser Bereich könne nicht angetastet werden, sagt Wfg-Geschäftsführer Dr. Dieter Russ. Der TÜV hat dafür einen Pachtvertrag mit der Stadt bis 2014. Weder aus der Bremer Niederlassung noch aus TÜV-Immobilienverwaltung in Hamburg gab es gestern Signale, dass man über die Verlegung der Anlage nachdenke.

Die zweite Kröte, die die Investoren schlucken müssen: Das Autohaus Beckmann & Co. wird Flächen auf dem TÜV-Areal bekommen. „Es hat uns einen großen Gefallen getan“, erklärt Wirtschaftsförderer Russ den Hintergrund des Tauschhandels. Beckmann habe Flächen für die Georg-Bitter-Trasse geräumt, dafür sei ihm ein Stück des TÜV-Geländes zugesichert worden. Wie groß dieses ausfällt, und wo es sich befinden wird, soll ein internes Gespräch klären.

Doch auch wenn es noch „richtig dicke Brocken“ (Martin Passlack, Bremische) beiseite zu räumen gilt – die Baugesellschaften wollen innerhalb des nächsten Jahres ein Gesamtkonzept für die städtebaulich wertvolle Fläche entwickeln. Die TÜV-Prüfstraße müsse aber mittelfristig umziehen, sagt Riggers-Chef Helmut Dietrich. Auch das Verwaltungsgebäude müsse sein architektonisches Gesicht ändern. Dietrich stellt sich „Wohnen in Top-Qualität“ vor, dass sich mit innerstädtischen Dienstleistungs- und Gewerbeansiedlungen verträgt. Ein Bebauungsplan ist in der Mache. Darin ist auch von „wohnungsnahen Handwerksbetrieben“ die Rede. Ob Autosattler Wendt gemeint ist, und wo auf dem TÜV-Gelände er künftig arbeiten wird, ist – doch daran hat er sich ja gewöhnt – noch ungewiß.

hase