Die Höschenfrage

Weise 50 und kein bisschen unsexy: Ex-Ulknudel, Ex-„himmlische Tochter“ Iris Berben

Das waren wilde Zeiten, als Damen noch Kiki und Chantal hießen und mit Hilfe eines BHs den Stier auf das Flugzeug locken mussten. Die „himmlischen Töchter“, bestehend aus „der Blonden“ Ingrid Steeger und „der Dunklen“ Iris Berben waren 1976 eine Art verklemmte, deutsche Antwort auf Marilyn Monroe und Jane Russell in „Blondinen bevorzugt“. Nur während die amerikanischen Gentlemen wirklich die Blondine wollten, beweist die deutsche Blonde mit dem festgewachsenen Zusatz „Ulknudel“ mit der „Ich bin doch nicht blöd!“-Werbung das Gegenteil. Und so viel mehr ward nicht von ihr gehört.

Berben dagegen wird heute 50 Jahre alt und gilt immer noch als hot stuff. Und zwar intellektuell genauso wie im „Ich zeige kurz mein Höschen“-Kinospot, über den sich übrigens nicht nur der Spiegel das Maul zerriss wie ein pubertierender Mädchenumkleidespanner.

Die ehemalige Tänzerin ulknudelte sich zwar in den 80ern durch „Sketchup“, den verzweifelten ARD-Versuch einer Comedy-Serie. Doch spätestens 1987 hat sie den Sprung in den „Goldene Kamera“- und „Bambi“-Himmel geschafft. Und auch wenn sie – wie weiland Sharon Stone – ganz ohne Höschen in einer Imbissbude auftauchte: Keiner würde wagen, sie schauspielerisch nicht ernst zu nehmen.

Die Damenwelt mag sie, weil Schauspielerinnen über vierzig selten genug mehr als Mutterrollen übernehmen dürfen, die Herrenwelt natürlich aus den gleichen Gründen plus Höschen. Und ihre Portion politischer Korrektness erfüllt sie mit Grandezza als engagiertes Mitglied der deutschen Aids-Stiftung „Positiv leben“. Vor zwei Jahren bekam sie denn auch das Bundesverdienstkreuz.

Sie ist Weltenbürgerin, Weltenbummlerin, wohnt in Berlin, München und Tel Aviv mit Lebensgefährten Gabriel Lewy und hat einen erwachsenen Sohn. Geprägt wurde sie, laut Eigenaussage, von der 68er-Generation. So hat sich die ehemalige Internatsschülerin, die wegen großer Klappe gleich dreimal geschasst wurde, ohne allzu viele Rollen in den Sand zu setzen, einen respektablen Posten am TV-Markt erobert. Wenn man von ihren Kinoversuchen in eher schwachen Komödien („Frau Rettich, die Czerni und ich“, „Kondom des Grauens“) mal absieht.

Als schlau und sexy gelten im täglichen Seriengewimmel immer noch nicht viele Damen, schon gar nicht jenseits der 30. Schnell kriegen sie nämlich den gequälten Nina-Ruge-Ausdruck. Die Berben, eine der wenigen, bei der das Weglassen des Vornamens nicht allzu affig klingt, wirkt dagegen nie gequält. Im Gegenteil. JENNI ZYLKA